Gute Lösungen für die Problemzone Verladegasse

Best-Practice-Beispiele zur sicheren Beladung von Silofahrzeugen

Titelbild

Zwei Futtermittelbetriebe und ein Produzent von Kartoffelflocken haben Lösungen entwickelt und umgesetzt, die die Absturzgefahr bei der Beladung von Silo-Lkw verringern. Die Lösungen sind sehr unterschiedlich gestaltet, da sie jeweils auch auf die konkreten Verhältnisse an der Verladestation des Betriebs zugeschnitten wurden. Sie werden nachfolgend vorgestellt und sollen andere Betriebe zur Nachahmung anregen.

von Manuel Gehrke

Bei der Beladung von Silo-Lkw müssen die Fahrer immer wieder in der Verladegasse auf das Silofahrzeug steigen, um die Deckel des Fahrzeugs zu öffnen und um die Verladegarnitur zu positionieren. Beim Hinübersteigen von der Verladebühne oder dem Steg der Halle auf den Laufsteg des Silo-Lkws müssen sie oft eine große Lücke überwinden. Diese Lücke kann je nach Fahrzeughöhe bis über einen Meter groß sein.

Hinzu kommt vielerorts ein weiteres Sicherheitsproblem: Unter der Dachkonstruktion der Verladegasse kann das am Lkw-Laufsteg vorhandene Geländer nicht aufgestellt werden. Dennoch wird immer wieder aus Zeit- oder aus technischen Gründen oben auf dem ungesicherten Laufsteg des Lkws keine persönliche Schutzausrüstung (PSA) gegen Absturz verwendet. Dann besteht Absturzgefahr für die Fahrer oder das Verladepersonal. Absturzgefahr besteht auch beim Auf- und Abstieg über die Steigleiter, weshalb die Notwendigkeit der Steigleiterbenutzung auf ein Minimum reduziert werden sollte.

Aufgrund der bekannten Gefährdungen suchen Unternehmen immer wieder nach Lösungen, wie sie die Silo-Lkw-Beladung mit konstruktiven und technischen Maßnahmen sicherer machen können.

ForFarmers: Kamera- und PDA-überwachte Verladung vom Führerhaus aus. Die Domdeckel öffnet und schließt der Fahrer außerhalb der niedrigen Verladegasse bei aufgestelltem Geländer. ForFarmers: Kamera- und PDA-überwachte Verladung vom Führerhaus aus. Die Domdeckel öffnet und schließt der Fahrer außerhalb der niedrigen Verladegasse bei aufgestelltem Geländer.

ForFarmers: Kamera- und PDA-überwachte Verladung vom Führerhaus aus. Die Domdeckel öffnet und schließt der Fahrer außerhalb der niedrigen Verladegasse bei aufgestelltem Geländer.

Auf dem Display des PDA sieht der Lkw-Fahrer die Siloöffnungen seines
Fahrzeugs und bringt es jeweils genau unter der Verladegarnitur in Position.

Auf dem Display des PDA sieht der Lkw-Fahrer die Siloöffnungen seines Fahrzeugs und bringt es jeweils genau unter der Verladegarnitur in Position.

ForFarmers: digitale Überwachung der Fahrzeug- und Befüllposition

Das Futtermittelunternehmen ForFarmers Langförden GmbH in Vechta setzt auf eine digitale Überwachung der Beladung mit einem PDA-Gerät (Personal Digital Assistant). Bedient wird es vom Lkw-Fahrer. Er bekommt vom Produktionsrechner den Verladeauftrag auf das PDA-Gerät geschickt.

Bevor er nun in die Verladegasse fährt, öffnet er zunächst auf dem Betriebshof – bei schlechtem Wetter in einer ausreichend hohen Gasse unter Dach –0 alle Domdeckel. Das Geländer oben am Laufsteg des Fahrzeugs hat er vor dem Aufstieg aufgestellt. In einem nächsten Schritt fordert das PDA den Fahrer auf, auf die Brückenwaage zu fahren. Hier findet kamera- und PDA-überwacht der Verladevorgang statt.

Auf dem Display des PDA sieht der im Führerhaus sitzende Lkw-Fahrer die Siloöffnungen seines Fahrzeugs und kann es nun jeweils genau unter der Verladegarnitur in Position bringen. Das Befüllen des Lkw-Silos startet und beendet er aus dem Führerhaus mit dem PDA. Mit diesem System ist es möglich, die Lkw zu beladen, ohne dass ein Fahrer während der Beladung zur Positionierung und Bedienung der Verladegarnitur auf das Fahrzeug steigen muss. Die Anzahl der Auf- und Abstiege ist auf ein Minimum reduziert.

Emsland Food: sicherer Überstieg mit herunterklappbaren Treppen

Der Kartoffelflockenhersteller Emsland Food GmbH in Cloppenburg hat eine Lösung gefunden, mit der die Lücke zwischen der Bühne in der Verladegasse und dem Lkw-Laufsteg sicher überbrückt wird. Es handelt sich um zwei herunterklappbare Treppen, die von einer Bühne oben in der Verladegasse aus hydraulisch zum Laufsteg des Fahrzeugs abgesenkt werden.

Über die Treppe mit Geländer kann der Verlader bequem und sicher zum Domdeckel und Laufsteg auf dem Fahrzeug gelangen. Während des Aufenthalts auf dem Laufsteg sichert er sich – der strikten Anweisung des Unternehmens folgend – mit einem angelegten Sicherheitsgeschirr an vorgegebenen Anschlagpunkten. Denn auch hier kann bei den meisten Silofahrzeugen das Geländer am Laufsteg nicht hochgeklappt werden.

Wenn der Fahrer das Fahrzeug bewegen muss, um die nächste Siloöffnung unter dem Verladegeschirr in Position zu bringen, zieht sich der Verlader über die Treppe auf die Bühne zurück, wo er sicher stehen kann. Von hier kann er auch die Treppe bedienen. Auf diese Weise können bei Emsland Food in Cloppenburg die Silofahrzeuge ohne Klettereien und darüber hinaus ergonomisch und sicher beladen werden.

Emsland Food: Über die hydraulisch absenkbare Treppe gelangt der Verlader sicher von der Bühne der Verladegasse zum Laufsteg des Fahrzeugs.

Emsland Food: Über die hydraulisch absenkbare Treppe gelangt der Verlader sicher von der Bühne der Verladegasse zum Laufsteg des Fahrzeugs.

Über die Treppe zieht sich der Verlader auf die Bühne zurück, wenn das Fahrzeug zur nächsten Siloöffnung in Position gebracht wird.

Über die Treppe zieht sich der Verlader auf die Bühne zurück, wenn das Fahrzeug zur nächsten Siloöffnung in Position gebracht wird.

Raker Landhandel: pneumatisch öffnende Domdeckel

Eine effektive und sichere Lösung hat auch der Futtermittelhersteller Markus Raker Landhandel in Lindern umgesetzt. Das Unternehmen hat ein Silofahrzeug angeschafft, dessen Domdeckel pneumatisch öffnen und schließen.

Die Bedienung erfolgt seitlich am Lkw, sodass der Fahrer gar nicht erst auf den Laufsteg des Fahrzeugs steigen muss. Auf diese Weise haben sich Aufstieg und Aufenthalt auf dem Fahrzeug bis auf wenige Gelegenheiten deutlich reduziert. In der Regel ist es ausreichend, wenn der Fahrer einmal täglich zur Reinigung auf das Fahrzeug steigt. Nach bisheriger Erfahrung des Unternehmens treten auch im Winterbetrieb keine Störungen an dem System auf.

Raker Landhandel: Bei diesem Silofahrzeug öffnen und schließen die Domdeckel pneumatisch.

Raker Landhandel: Bei diesem Silofahrzeug öffnen und schließen die Domdeckel pneumatisch.

Die Domdeckel lassen sich bequem vom Boden aus öffnen und schließen.

Die Domdeckel lassen sich bequem vom Boden aus öffnen und schließen.

Auch Kombinationen sind denkbar

Alle drei Lösungen sind sinnvoll, um Absturzgefährdungen bei der Befüllung von Silofahrzeugen zu vermeiden. Denkbar ist auch eine Kombination der vorgestellten Lösungen, was in einer Vielzahl von Betrieben sicherlich auch unter Berücksichtigung der betrieblichen Gegebenheiten umsetzbar ist. Eine Übernahme solcher Lösungen in möglichst vielen Betrieben ist auf jeden Fall wünschenswert.

Autor: Manuel Gehrke