Eine Website gegen Manipulation

... und für Betreiber, Maschinenhersteller und Händler

Titelbild: Eindrehen von Schraube

Offen über Manipulationen an Maschinen diskutieren und Lösungen zur Vermeidung von Manipulationen liefern: Das ist das Ziel der Website www.stop-defeating.org. Seit rund 4 Jahren ist sie online – als Plattform eines Projekts der "Sektion Maschinen- und Systemsicherheit der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS)", in dem auch Arbeitsschutzexperten der BGN mitarbeiten. Jetzt wurde die Website neu gestaltet und auch für Smartphones und Tablets optimiert.

von Andreas Stoye

Dipl.-Ing. Andreas Stoye ist stellvertretender Leiter der Abteilung "Zentralen Anlagenberatung/Internationale Verbindungen" der BGNPrävention. Er gehört zum Projektteam von www.stop-defeating.org.

Was haben Unternehmen, die Maschinen und Anlagen betreiben, Maschinenhersteller und Lieferanten von Maschinen gemeinsam? Sie alle können dazu beitragen, dass Schutzeinrichtungen an Maschinen nicht manipuliert werden. Sie alle gehören deshalb auch zu den Adressaten der Website "stop-defeating.org" (auch erreichbar unter www.stopp-manipulation.org und www.stop-manipulation.org), der einzigen Internetplattform, die sich ausschließlich mit dem Thema Manipulation von Schutzeinrichtungen an Maschinen befasst.

Dort erhalten diese Zielgruppen in ihrem jeweiligen Bereich auf sie zugeschnittene Hintergrundinformationen, Checklisten und Best-Practice-Beispiele. Alle Inhalte stehen in Deutsch und Englisch zur Verfügung, die Darstellung ist für alle digitalen Endgeräte optimiert.

Warum eine stop-defeating-Website?

Eine Studie des früheren Hauptverbandes der Berufsgenossenschaften (heute DGUV) von 2001 kam zu dem alarmierenden Ergebnis: 37 % aller Schutzeinrichtungen an Metall verarbeitenden Maschinen sind manipuliert. Die Manipulation von Schutzeinrichtungen führt zu schweren Unfällen, verursacht hohe Kosten und schränkt die Verfügbarkeit von Maschinen ein. Damals wie heute Anlass genug, sich dieser Thematik anzunehmen.

Die BGN tut dies seit vielen Jahren in einem internationalen Projekt zur Vermeidung von Manipulationen an Schutzeinrichtungen von Maschinen. Maschinenschutzexperten der BGN arbeiten dort gemeinsam unter dem Dach der Sektion Maschinen- und Systemsicherheit der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) mit anderen Berufsgenossenschaften und Arbeitsschutzexperten aus der Schweiz, Österreich und Italien zusammen.

1 WEBSITE – 3 WEBADRESSEN

www.stop-defeating.org

www.stopp-manipulation.org

www.stop-manipulation.org

Ihr gemeinsames Ziel: Informationen zum Thema Manipulation von Schutzeinrichtungen bereitstellen, in Unternehmen Diskussionen über das Thema anstoßen und auf diesem Wege einen Beitrag zur Vermeidung von Manipulationen liefern. Die Website "stop-defeating.org" ist Teil dieses Projektes. Website-Besucher können übrigens auch ihre eigenen Erfahrungen mit Manipulation schildern und Lösungsbeispiele oder allgemeine Anregungen mitteilen (E-Mail an info@stop-defeating.org).

Vom Maschinenkauf bis zur Beseitigung entdeckter Manipulationen

Um Manipulationen von vornherein zu verhindern, muss der Anreiz für Manipulationen so gering wie möglich sein. Startpunkt ist also die Konstruktionsphase. Zu diesem Zweck bietet die Website ein Schema des IFA (Institut für Arbeitsschutz der DGUV), mit dem man den Manipulationsanreiz bewerten kann. Unternehmen können das Schema im Vorfeld einer Kaufentscheidung für eine manipulationssichere Maschine nutzen. Außerdem erhalten sie im Bereich "FÜR BETREIBER" Hinweise, wie die Sicherheit im eigenen Unternehmen durch Maschinen ohne Manipulationsanreiz erhöht werden kann. Eine zentrale Rolle beim Kauf von Maschinen übernimmt das Lastenheft. Um darin die Anforderungen des Bedieners an die zu erwerbende Maschine formulieren zu können, muss ein späterer Betreiber eine genaue Analyse durchführen – vor dem Kauf. Hilfreich ist hierbei die "Checkliste Maschineneinkauf". Sie enthält Kriterien, die Unternehmen bei der Ermittlung von Anforderungen an Maschinen hinterfragen sollten.

Werden im eigenen Unternehmen Manipulationen an Schutzeinrichtungen festgestellt, dann sind Sofortmaßnahmen notwendig. Ein sinnvoller Ansatzpunkt ist eine zielgerichtete Ursachen-Analyse mit Beteiligung der Verursacher und des Bedienpersonals. Hinweise für das weitere Vorgehen sind unter dem Punkt "Beseitigung von Manipulationen im Betrieb" dargestellt.

In vielen Fällen werden Verriegelungseinrichtungen manipuliert. Manchmal auch deshalb, weil sie sich durch falsche Anbringung leicht manipulieren lassen. Hilfestellung zu diesem Aspekt gibt die DGUV Information 203-079 "Auswahl und Anbringung von Verriegelungseinrichtungen". Auch die TRBS 1151 "Gefährdungen an der Schnittstelle Mensch-Maschine" vom März 2015 greift in Anlage 6 explizit die Gefährdungen durch Manipulationen von Schutzeinrichtungen auf. Eine Besonderheit in dieser TRBS: Für weitere Informationen zu Manipulationen verweist sie auf die Webseite www.stoppmanipulation.org.

Website stop-defeating.org

BEIM PRÄMIENVERFAHREN PUNKTEN
6 Prämienpunkte      Die BGN vergibt 6 Prämienpunkte an Unternehmen, die das Manipulationsverbot von Schutzeinrichtungen zur Chefsache machen und z. B. in ihren betrieblichen Leitsätzen/Leitlinien festschreiben.
2 Prämienpunkte      2 Prämienpunkte gibt es, wenn Sie bei der Beschaffung einer neuen Maschine vom Hersteller eine Maschine mit einer optimalen Schutzlösung, die Manipulationen überflüssig macht, fordern. Bestehen Sie darauf: Auch bei Tätigkeiten außerhalb des Normalbetriebs (= Werkzeugwechsel, Reinigen, Störungsbeseitigung, Instandhaltung) darf eine Manipulation keinen Vorteil bringen.

 

Autor: Andreas Stoye