Kluge Köpfe – ausgezeichnete Ideen

Vier Unternehmen gewinnen den BGN-Präventionspreis 2016

Titelbild

Nestlé Wagner, Gerolsteiner Brunnen, Fleischwerk Hessengut und frischli Milchwerke: Aus diesen Unternehmen stammen die klugen Köpfe, deren Ideen mit dem BGN-Präventionspreis 2016 ausgezeichnet wurden. In einer Feierstunde im Rahmen der BGN-Arbeitsschutztagung in Mannheim wurden die Preisträger für ihr Engagement im Arbeitsschutz gewürdigt.

von Elfi Braun

129 Beiträge hatten diesmal um die begehrte bildliche Lösungen im Arbeitsschutz konkur BGN-Auszeichnung für gute Ideen und vorbildliche Lösungen im Arbeitsschutz konkurriert. Vier Beiträge überzeugten die Jury besonders.

Nestlé Wagner: Der Mozzarellastangen-Schlitzer

Der Name klingt wie der Titel eines Mafia-Thrillers. Dahinter verbirgt sich jedoch eine pfiffige und effektive Gerätschaft. Erfunden wurde der Mozzarellastangen-Schlitzer im größten Nestlé-Werk Europas, der Nestlé Wagner GmbH im saarländischen Nonnweiler-Otzenhausen.

Rund 350 Millionen Tiefkühlpizzen verlassen hier jährlich das Werk – darunter etliche Varianten mit Mozzarella-Topping. Bevor der Käse auf die Pizza kommt, wird er in Form von gro- ßen, in Folie eingeschweißten Stangen bereit gehalten. Die Folie wurde bislang von Hand mit Hilfe von Messern entfernt. Ein Arbeitsablauf mit einer erhöhten Schnittverletzungsgefahr. Bis Marcel Schlegel die Idee hatte, einen Mozzarellastangen-Schlitzer zu bauen, der das Hantieren mit Messern überflüssig macht.

Der Mozzarellastangen-Schlitzer besteht aus einem Edelstahlrohr, in dem innen eine Messerklinge sitzt. Die verpackten Mozzarellastangen werden oben in das Rohr eingesetzt, rutschen an der Klinge vorbei und kommen unten mit aufgeschlitzer Folie heraus. Das höhenverstellbar anzubringende Rohr lässt sich an jede Arbeitshöhe anpassen. Zudem sorgt eine ebenfalls selbst gebaute Schneidevorrichtung dafür, dass auch beim Kappen der Käseenden keine Messer mehr im Spiel sind.

Dirk Dewald (li.) und Marcel Schlegel (re.) von der Nestlé Wagner GmbH freuen sich über die Auszeichnung. Hier bei der Preisübergabe mit dem Vorsitzenden des BGN-Präventionsausschusses Armin Juncker (Mitte).

Dirk Dewald (li.) und Marcel Schlegel (re.) von der Nestlé Wagner GmbH freuen sich über die Auszeichnung. Hier bei der Preisübergabe mit dem Vorsitzenden des BGN-Präventionsausschusses Armin Juncker (Mitte).

Stefan Kreis, Elmar Irsfeld, Lothar Rätz und Klaus Mergen (v.l.n.r.) von Gerolsteiner nahmen den BGN-Präventionspreis 2016 vom BGN-Vorstandsvorsitzenden Hans-Ulrich Fäth (ganz links) entgegen.

Stefan Kreis, Elmar Irsfeld, Lothar Rätz und Klaus Mergen (v.l.n.r.) von Gerolsteiner nahmen den BGN-Präventionspreis 2016 vom BGNVorstandsvorsitzenden Hans-Ulrich Fäth (ganz links) entgegen.

Gerolsteiner Brunnen:
Die sprudelnde Idee einer Klapptreppe

Zum regelmäßigen Einstieg in eine Hightech-Anlage einen Klapptritt benutzen, das passt nicht wirklich. Suboptimal war der Zugang in die Flaschen-Etikettieranlage in der Produktionshalle der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG in der Eifel, wie sich mit der Zeit herausstellte. Zum Reinigen und auch um Formatteile wie die Sternräder an der Etikettiermaschine auszutauschen müssen Mitarbeiter auf den Etikettiertisch steigen.

Zum Aufstieg benutzten sie bislang einen Klapptritt. Manchmal hatten sie auch schwere Formatteile dabei. Beim Hinübersteigen kam es auf den meist nassen Etikettiertisch zu manch rutschiger oder kippeliger Situation. Die beste Lösung wäre natürlich eine fest installierte Zugangstreppe. Sie kam wegen des Platzbedarfs nicht in Frage.

Deshalb ließen Stefan Kreis und Klaus Mergen von der Abteilung Prozessoptimierung ihre Ideen sprudeln und fanden eine gute Lösung: eine fest installierte, aber wegklappbare Podesttreppe. Bei laufender Anlage ist sie platzsparend hinter den Schutztüren verstaut. Beim Einstieg in die Anlage ist sie sofort an Ort und Stelle einsatzbereit. Besser geht’s nicht.

Fleischwerk Hessengut:
Die Rauchwagen-Ziehhilfe

Elektrisch betriebene Hilfsmittel zum Ziehen von Lasten helfen, Rückenbelastungen von Mitarbeitern zu verringern. Im Fleischwerk Hessengut in Melsungen hat man sich viele dieser Elektroschlepper angeschaut auf der Suche nach einem für ihre Zwecke geeigneten Modell. Dieses sollte schwer beladene Rauchwagen über eine lange Strecke von der Produktion in die Klimakammer ziehen können und damit die körperlichen Belastungen der Mitarbeiter in der Räucherei reduzieren. Bislang nämlich bewegten sie die mit Würsten bestückten und 300 bis 400 Kilo schweren Rauchwagen mit ihrer Muskelkraft.

Doch wie die Elektroziehhilfe mit dem Rauchwagen koppeln? Als wenig praktikabel erwies sich, den Rauchwagen über eine Kette mit dem Elektroschlepper zu verbinden. Das Verbindungsstück musste steif, massiv und robust sein – am besten fest an der Ziehhilfe montiert. Und es gab noch eine weitere Hürde zu überwinden: Hessengut hat vier verschiedene Rauchwagenmodelle mit unterschiedlichen Abmessungen im Einsatz. Ein variables Verbindungsstück?

Nachdem die Anforderungen an eine praktikable Ziehhilfe formuliert waren, ging es ans Tüfteln und Testen. Herausgekommen ist ein variabler Klemmrahmen, der an einen gängigen Elektroschlepper montiert wurde. Der Rahmen lässt sich an die jeweilige Größe des Rauchwagens anpassen und kann so alle Rauchwagentypen aufnehmen. Eine deutliche Arbeitserleichterung und weniger körperliche Belastung für die Mitarbeiter der Räucherei.

BGN-Vorstandsvorsitzender Bernd Fellmer (Mitte) überreichte Guido
Schöneweiß (li.), Leiter Räucherei, und Sicherheitsfachkraft Walter Reinbold (re.) vom Fleischwerk Hessengut den BGN-Präventionspreis 2016.

BGN-Vorstandsvorsitzender Bernd Fellmer (Mitte) überreichte Guido Schöneweiß (li.), Leiter Räucherei, und Sicherheitsfachkraft Walter Reinbold (re.) vom Fleischwerk Hessengut den BGN-Präventionspreis 2016.

Heiko Ziesenis von der frischli Milchwerke GmbH (re.) freut sich über
den BGN-Präventionspreis 2016. Überreicht hat ihn Karl-Heinz Löhr (li.), Vorsitzender der BGN-Vertreterversammlung.

Heiko Ziesenis von der frischli Milchwerke GmbH (re.) freut sich über den BGN-Präventionspreis 2016. Überreicht hat ihn Karl-Heinz Löhr (li.), Vorsitzender der BGN-Vertreterversammlung.

frischli Milchwerke:
Seitliche Tankdeckel an Milchfahrzeugen

Warum haben Tankfahrzeuge den Domdeckel eigentlich immer oben und nicht seitlich? Diese Frage stellte sich Heiko Ziesenis (Bild oben re.) von der frischli Milchwerke GmbH im niedersächsischen Rehburg-Loccum. Er fand nur eine Antwort: Weil es schon immer so war. Damit konnte er sich nicht zufriedengeben.

Als Gruppenleiter in der Fuhrparkwerkstatt ist Heiko Ziesenis immer auf der Suche nach Verbesserungen im Bereich Arbeitsschutz und Technik. So hatte er vor Jahren in Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern einen damals in der Milchwirtschaft keineswegs gebräuchlichen sichereren Aufstieg auf die Milchsammelfahrzeuge auf den Weg gebracht: Beim Herunterklappen der Aufstiegsleiter am Fahrzeugtank stellen sich automatisch der Handlauf und die Geländer auf dem Fahrzeugdach auf. Trotz dieser Verbesserung bleiben die täglichen Aufstiege von Mitarbeitern auf die 3,40 Meter hohen Fahrzeuge gefährlich.

Nun also auf seinen Vorschlag hin die revolutionäre Anforderung an den Fahrzeughersteller: Die neuen frischli-Milchsammelfahrzeuge sollen seitliche Tankdeckel haben.

Inzwischen hat der Prototyp 80.000 Kilometer auf dem Buckel, die Fahrer sind vollends zufrieden. Der neue Wagen lässt sich schneller als ein Fahrzeug mit oben liegendem Tankdeckel abtanken und reinigen. Ziesenis: „Wir müssen nicht mehr oben rauf, sondern können von unten reinigen. Und wir brauchen weniger Schläuche – haben somit weniger Stolperfallen.“

Dr. Timo Winkelmann, technischer Geschäftsführer der Molkerei: „Die geringen Mehrkosten rechnen sich schnell, weil ein Wagen mit seitlichem Tankdeckel schneller wieder einsatzbereit ist. Vor allem aber haben wir viel für die Sicherheit unserer Mitarbeiter erreicht.“

Autor: Elfi Braun