Saugheber auf Rädern

Mobile Einheit aus Elektro-Ameise und Vakuumheber / BGN-Präventionspreis für die Develey Senf & Feinkost GmbH

Saugheber auf Rädern

von Elfi Braun

Palettenlagenweise werden gefüllte Gurkengläser hochgehoben und auf einem Förderband abgesetzt. In kürzester Zeit ist die komplette Palette entladen. Was früher drei Mitarbeiter in mühsamer Handarbeit erledigten, erledigt jetzt im Handumdrehen einer allein. Per Knopfdruck bedient er die selbst entwickelte Arbeitshilfe, eine clevere Kombination aus Vakuumsaugheber und Elektro-Ameise.

Werkleiter Thomas Doriat erzählt: „In der Hochsaison verarbeiten wir bis zu 250 Tonnen Gurken am Tag. Das sind ca. neunzig- bis hunderttausend Gläser pro Linie und Schicht. Dabei müssen wir nicht nur die großen Mengen bewältigen. Wir müssen in dieser Zeit auch unsere Anlagen immer wieder umbauen, weil wir unterschiedliche Gemüse- Rohware verarbeiten. Das hat zur Folge, dass nicht alle Prozesse in der Produktion bis ins Letzte voll automatisiert werden können. Und dann kann auch Handarbeit erforderlich sein.“

Eine in der Hochsaison regelmäßig anfallende Handarbeit war das Umsetzen ganzer Palettenladungen bereits gefüllter Gurkengläser. Thomas Doriat erklärt: „Dabei handelt es sich um Ware, die noch nicht verkauft wurde, oder es sind Gläser, die noch nicht etikettiert werden konnten.“ Bei den Mitarbeitern war das Abräumen, Hochheben und Hinübersetzen dieser Ware aufgrund der einseitigen Drehbewegung in zunehmend gebückter Körperhaltung sehr unbeliebt. Am Arbeitsende waren sie regelrecht erschöpft und klagten immer wieder über Rücken- oder Gelenkschmerzen.

Früher: Umsetzen der Gläser in Handarbeit mit
einseitiger Drehung des Oberkörpers; je tiefer die Palettenlage, desto gebückter die Haltung.

Jetzt: Per Knopfdruck wird eine komplette Palettenlage versetzt.

Keine technische Lösung passte

Sicherheitsfachkraft Christoph Irber erklärt: „Natürlich haben wir im Zuge der Gefährdungsbeurteilung erkannt, dass hier Handlungsbedarf bestand. Jede technische Lösung zur Entlastung unserer Mitarbeiter scheiterte aber daran, dass sie nicht flexibel einsetzbar war. Stattdessen versuchten wir, mit organisatorischen Maßnahmen wie Pausenregelungen oder häufiger Mitarbeiterrotation die Belastungen zu reduzieren. Eine wesentliche Verbesserung erreichten wir damit aber nicht.“

Die Suche nach einer technischen Lösung ging weiter und war schließlich erfolgreich. Ein Unternehmen für Vakuum-Technologie-Produkte (Fa. Schmalz) setzte eine Idee von Thomas Doriat um und erstellte einen Prototyp, der überzeugte. Der mit großer Saugplatte, besonderer Ventiltechnik und leistungsstarkem Gebläse ausgestattete Vakuumheber kann ganze Palettenlagen auf einmal versetzen. Auf den Zinken der Elektro-Ameise montiert kann er überall hingefahren werden und ist senkrecht verfahrbar. Christoph Irber: „Das Hoch- und Runterfahren der Saugplatte erfolgt über die Gabel der Hubameise, das Ansaugen und Loslassen der Gebinde über ein an der Ameise angebrachtes Bedienpult mit zwei Schaltern.“

Täglich im Einsatz

Thomas Doriat: „Diese mobile Hebevorrichtung ermöglicht uns die Flexibilität, die wir bei unseren Produktionsanlagen brauchen. Inzwischen ist sie täglich im Einsatz. Plattformen und Bänder haben wir an sie angepasst. Die körperliche Arbeit wird somit auf ein Minimum reduziert.“

Zwei von bislang drei mit dem Umsetzen der Gläser betrauten Mitarbeiter werden jetzt an anderen Arbeitsplätzen eingesetzt. Alle sind sehr zufrieden, weil sie die anstrengende, rückenbelastende Arbeit los sind. Das Unternehmen wurde für diese clevere Idee im Herbst 2014 mit einem BGN-Präventionspreis in der Kategorie „Gesundheitsschutz und Ergonomie“ ausgezeichnet. Diese effektive Maßnahme ist sicherlich auch für andere Unternehmen interessant.

Werkleiter Thomas Doriat (li.) und Sifa Christoph Irber (re.).

Werkleiter Thomas Doriat (li.) und Sifa Christoph Irber (re.).

Autor: Elfi Braun