Der Blaufelder-Wagen

Gerhard Blaufelder entwickelt einen Fasswagen zum Transport
schwerer Maischefässer in seiner Brennerei und erhält dafür einen
BGN-Präventionspreis

Gerhald Blaufelder erklärt seine Invention

von von Elfi Braun
aus Akzente 013 | Magazin für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Rehabilitation

Wenn Gerhard Blaufelder heute die 220-Liter- Maischefässer mit seinem Spezialwagen vom Hof der Brennerei in den Fassraum rollt, ist er ganz entspannt. Er erinnert sich aber noch gut daran, wie es war, als er den Wagen noch nicht im Einsatz hatte.
Er erzählt: „Früher haben wir für den Transport der Maischefässer eine Sackkarre benutzt. Es war jedes Mal eine Riesenanstrengung, ein volles 220-Liter-Fass vor dem Abtransport auf der Sackkarre in die Schräglage zu bringen. Bis das Fass endlich leicht kippt, hat man sich regelrecht das Kreuz ausgehoben. Manchmal mussten meine Frau und ich zusammen an dem Fass zerren.“

Eine weitere Belastung war der Transport selbst, bei dem die Ladung weiterhin leicht gekippt gehalten werden musste. Hanne Blaufelder: „Auch das ging ganz schön in Arme und Rücken.“ Und sie ergänzt: „Oft sind die Fassdeckel nicht mehr ganz dicht. Früher schwappte dann schon mal Maische aus den schräg sitzenden Fässern heraus und lief in unsere Schuhe.“

Keine passende Lösung auf dem Markt
Gründe genug, um sich nach einem leichter zu handhabenden Transportmittel umzusehen. Das Familienteam war sich einig: Das rückenbelastende, mühsame und manchmal gefährliche Hantieren mit den schweren Maischefässern musste dringend durch eine rückenschonende und kraftsparende Lösung ersetzt werden. Gerhard Blaufelder hatte genaue Vorstellungen, wie die neue erleichternde Transporthilfe beschaffen sein musste. Sie sollte die Fässer aufnehmen, ohne sie kippen zu müssen. Und die Fässer sollten damit senkrecht stehend transportiert werden.

Blaufelder belädt einen Hubwagen

[ Zwischen 120 und 220 kg wiegen die Maischefässer, die die blaufelders vom Hof in den Fassraum schaffen müssen. ]

Blaufelder rückt ein Fass auf dem Hubbwagen zurecht.

Naheliegend war ein Gabelhubwagen. Gerhard Blaufelder hatte immer wieder nach einem passenden Hubwagen gesucht. Allerdings ohne Erfolg. Alle handelsüblichen Hubwagen eigneten sich nicht, um die in Form und Größe sehr unterschiedlichen Maischefässer sicher zu transportieren. Und ein Gabelstapler kam aufgrund der engen räumlichen Gegebenheiten in der Brennerei auch nicht in Frage. Das Transportmittel, das Gerhard Blaufelder vorschwebte, musste wohl erst noch erfunden werden.

Die Spezialanfertigung
Und so war es dann auch: Ein Gabelhubwagen brachte Gerhard Blaufelder schließlich auf die Idee einer Spezialanfertigung. Er brauchte einen Gabelhubwagen mit breiteren Abmessungen und einer Plattform für das Fass. Er erzählt: „Ich habe dann einen Hubwagenhersteller gefunden, der Einzelanfertigungen anbietet. Ich habe eine Konstruktionszeichnung angefertigt, die detailliert zeigt, wie ich den Wagen haben wollte. Diese habe ich dem Hersteller geschickt und dort hat man den Wagen danach gebaut.“

Die Gabeln des Blaufelder-Spezialfasswagens liegen weiter auseinander als bei herkömmlichen Hubwagen. Zwischen den Gabeln wurde eine Edelstahlplattform montiert, die sich bis auf den Boden absenken und somit leicht unter das aufzunehmende Fass schieben lässt. Ausgelegt ist die Plattform des Hubwagens sicherheitshalber für ein Gewicht von 500 kg.

Drei Jahre haben die Blaufelders ihren Fasswagen jetzt im Einsatz und sie wollen ihn nicht mehr missen. Ein wenig Kraft ist auch hier notwendig, wenn die Transportplattform des Hubwagens unter das volle Fass geschoben werden muss. Doch das ist kein Vergleich mehr zu den großen Anstrengungen früher. Gerhard Blaufelder führt die Fassaufnahme vor und erklärt: „Ich muss leicht gegen das Fass drücken und kann dabei die Plattform ungefähr bis zur Hälfte unterschieben. Dann bewege ich das Fass von hinten mit einer leichten Drehung über das glatte Metall der Plattform, bis es vollständig drauf steht.“

Es hat sich gelohnt
Gerhard Blaufelder ist sehr zufrieden mit dieser Lösung: „Ich würde es jederzeit wieder so machen. Die Spezialanfertigung war zwar ordentlich teuer – mehr als das Zehnfache eines Hubwagens von der Stange –, aber jeder investierte Euro ist es voll und ganz wert.“ Dass das Preisgeld, das sie beim BGN- Präventionspreis gewonnen haben, einen Großteil der Investition in den Spezialwagen abdeckt, freut die Blaufelders besonders. Freuen würde es sie auch, wenn andere Betriebe mit ähnlichen Belastungen beim Transportieren die Idee eines maßgeschneiderten Hubwagens kopieren würden.

Blaufelder mit einem Sackkarre

[ Es war jedes Mal eine Riesenanstrengung, ein volles 220-Liter-Fass auf der Sackkarre zum Abtransport in die Schräglage zu bringen. ]

[ Die BGN zeichnete die pfiffige Idee zur Erleichterung des Transports von Maischefässern mit dem Präventionspreis 2012 in der Kategorie „Betriebliche Sicherheitstechnik“ aus. ]

Autor: Braun