Kistenheberei vorbei

… dank rollbarer Schiebevorrichtung / BGN-Präventionspreis 2012 für die Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH

Wie lässt sich eine halbe Palette Vollgutkästen auf eine andere Palette umsetzen, ohne jeden Kasten von Hand herüberheben zu müssen? Ehrenfried Harz und Ingo Roth von Ensinger im schwäbischen Vaihingen- Ensingen wissen, wie es geht. Sie entwickelten ein einfaches Hilfsmittel, um sich das Kistenheben künftig zu ersparen: ein rollbares Metallgestell, das, auf den Gabeln einer Elektroameise aufgesetzt, diese zu einem praktischen Schiebegerät umfunktioniert.

Hubwagen

von Elfi Braun
aus Akzente 013 | Magazin für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Rehabilitation

Im Schnitt 20-mal am Tag müssen bei Ensinger für Einzelhandelskunden zwei verschiedene Produkte jeweils hälftig auf eine Palette kommissioniert werden. Für ehrenfried harz, ingo roth und ihre Kollegen im Vollgut-Getränkelager bedeutete jeder dieser Kommissioniervorgänge, 60 oder 80 volle Kästen von Hand umzusetzen – je nach Flaschengröße. ingo roth erzählt: „Das war ziemlich mühsam und es ging auch langsam. Deshalb überlegten wir, wie es leichter und schneller gehen könnte. Uns schwebte eine Vorrichtung vor, mit der wir eine halbe Palettenladung in einem Rutsch von einer vollen Palette auf eine leere schieben konnten.“

Problem behoben, jetzt wird verschoben
Und so entwickelten die findigen Schwaben ein mit Rollen versehenes Metallgestell als Schiebehilfe und ließen es von den Kollegen Norbert Schray und Jochen Haller in der betriebseigenen Werkstatt realisieren. Es besteht aus zwei übereinandergeklappten Metallrahmen, deren Tiefe jeweils einer halben Palettenlänge entspricht. Im Zusammenspiel mit einem Elektrohubwagen kommt das rollende Gestell heute immer dann zum Einsatz, wenn halbe oder auch ganze Palettenladungen umgesetzt werden müssen. Und das geht dank der Eigenentwicklung von Ehrenfried Harz und Ingo Roth jetzt rückenschonend und ohne Kraftanstrengung.

Das Prinzip dieser raffinierten Schiebung ist denkbar einfach. Ingo Roth erklärt es: „Wir stellen eine leere Palette an eine Wand. Direkt hinter die leere Palette setzen wir eine volle (Bild 1). Dann nehmen wir mit der Ameise das Metallgestell auf (Bild 2) und schieben damit die Palettenladung in Richtung leere Palette. (Bild 3). Wenn das Gestell komplett über die Palette gefahren ist, ist genau eine halbe Palettenladung auf die hintere leere Palette verschoben.“ Soll eine ganze Palettenladung verschoben werden, weil sie auf einer defekten Palette sitzt, werden die beiden Rahmenteile des Gestells einfach auf die gesamte Palettenlänge auseinandergeklappt (Bild 4).

Und damit beim Verschieben die Kästen nicht an der Kante der leeren Palette hängenbleiben, muss die volle Palette ungefähr einen halben Zentimeter höher stehen. Ingo Roth: „Dazu legen wir ein Klötzchen oder jetzt neuerdings eine Metallleiste vorher auf den Boden direkt vor die leere Palette.“

Ein erster Interessent
Sicherheitsfachkraft Jörg Mannhardt ist von der Schiebevorrichtung begeistert: „Sie ist einfach zu realisieren, einfach kopierbar und sie bringt eine wesentliche Arbeitserleichterung. Einige Tage nach der Präventionspreisverleihung in Heidelberg, wo die Schiebehilfe unserer beiden Tüftler vorgestellt wurde, hat schon eine Brauerei bei mir angerufen, weil man sich dort dafür interessiert.“

[ Bild 1 ]

[ Bild 1 ]

Neben Arbeitserleichterung sowie Entlastung von Rücken und Schultern hat die Erfindung einen weiteren positiven Effekt: Sifa Jörg Mannhardt hat errechnet, dass der Einsatz der Schiebevorrichtung bei im Schnitt 20-mal am Tag eine Zeitersparnis von 8,33 Stunden pro Woche bringt. Aufs Jahr hochgerechnet kommen 433 Stunden zusammen. Bei einem Stundensatz von 25 EUR ergibt das rund 10.830 EUR, die das Unternehmen einspart. Mannhardt: „Eine gelungene Maßnahme, bei der eine Arbeitsschutzmaßnahme mit wirtschaftlichem Nutzen einhergeht.“

[ Eine leere und eine volle Palette stehen hintereinander (Bild 1). Dann rollt das vom Hubwagen geführte Metallgestell heran (Bild 2) und schiebt von der vollen Palette exakt die halbe Palettenladung auf die dahinter stehende leere Palette (Bild 3). ]

[ Bild 2 ]

[ Bild 2 ]

[ Bild 3 ]

[ Bild 3 ]

[ Die bgn hat den gelungenen Beitrag zur Arbeitserleichterung mit dem Präventionspreis 2012 in der Kategorie „Gesundheitsschutz und Ergonomie“ belohnt. ]

[ Bild 4 ]

[ Bild 4 ]

Ingo Roth (li.) und Jörg Mannhardt

[ Ingo Roth (li.) und Sicherheitsfachkraft Jörg Mannhardt ]

 

Autor: Braun