„Die Arbeitsdichte ist sehr hoch …“

Die BGN hilft und berät, Sicherheit und Gesundheit im Unternehmen systematisch und nachhaltig zu verbessern

akzente sprach mit Dipl.-Psych. Gabriele Biernath, der Fachgebietsleiterin „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ bei der BGN

[ Gabriele Biernath: „Verbesserte Arbeitsprozesse, eine bessere Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Führungskräften, weniger Arbeitsausfälle aufgrund arbeitsbedingter Belastungen und die Verankerung von Sicherheit und Gesundheit in den Unternehmensalltag – das sind die wesentlichen Effekte der gelungenen Projekte.“ ]

Gabriele Biernath

akzente: „Sicherheit, Gesundheit, Qualität.“ – so heißt ein Beratungsangebot der BGN für Unternehmen. Die Unternehmen wollen in diesen Bereichen gut sein. Wie können Sie und Ihr Team BGN-Mitgliedsunternehmen dabei helfen, noch besser zu werden?
Biernath: Ein Unternehmen, das gemeinsam mit seinen Mitarbeitern und Führungskräften nachhaltig erfolgreich am Markt bestehen will, braucht sicher und gesund gestaltete Arbeitsplätze. Wir sehen alternde Belegschaften, die bis zum 67. Lebensjahr oder länger arbeiten müssen und zunehmend weniger Nachwuchs für die Betriebe. Die Betriebe haben vergleichsweise hohe Ausfallzeiten durch psychische Belastungen. Wir haben Arbeitsbedingungen, in denen kaum noch Spielraum dafür ist, Kollegen die Arbeit von fehlenden Mitarbeitern zu übertragen. Denn die Arbeitsdichte ist in aller Regel schon sehr hoch. Und wenn jemand ausfällt, ist qualifizierter Ersatz teuer. Das heißt: Sichere und gesunde Arbeit ist mehr denn je die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg.
Wir von der BGN unterstützen die Betriebe dabei, den passenden Weg zu betrieblichem Sicherheitsund Gesundheitsmanagement einzuschlagen und zu gehen.

akzente: Wie sieht das aus – noch mehr machen?
Biernath: Kern unseres Angebots ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, arbeitsbedingte Belastungen abzubauen und Ressourcen für den Umgang mit unvermeidbaren Belastungen aufzubauen. Dabei haben wir die nachhaltige Wirkung von Maßnahmen im Blick und das Einüben eines systematischen Vorgehens, das dann später auch ohne uns im Unternehmen Kreise zieht. Gemeinsam mit Mitarbeitern und Führungskräften richten wir den Blick auf viele Aspekte der Arbeitssituation: die Arbeitsumgebung, Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, Zusammenarbeit mit Kollegen, das Führungsverhalten. Die Unternehmen erfahren viel über bestehende Schwierigkeiten und wie sie diese abbauen können. In der Analyse erhalten sie Erkenntnisse über Belastungen der Arbeitssituationen und auch bereits über mögliche Maßnahmen. Sie erarbeiten gegebenenfalls auch gemeinsam mit unseren Präventionsexperten Lösungen.

akzente: Wie gehen Sie im Einzelnen vor?
Biernath: Im ersten Schritt hören wir, wo das Unternehmen steht, welche Probleme gelöst werden sollen, was bereits unternommen wurde und mit welchem Erfolg. Von da aus überlegen wir gemeinsam mit den Entscheidern, wie der Weg sein soll. Als Wegbegleiter achten wir darauf, dass die Erfolgsfaktoren des Veränderungsprozesses Beachtung finden. Das heißt, Ziele festlegen, Betroffene einbinden, Analyse vor Aktion, das Projektmanagement realistisch gestalten, fortlaufend über die Aktivitäten informieren, nachhaltige Veränderungen anstoßen, Wirksamkeit der Veränderungen messen. Das Engagement des Betriebs ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor. Das Unternehmen gestaltet selbst.

akzente: Wann sollte sich ein Unternehmen an Sie wenden?
Biernath: Handlungsbedarf gibt es sicherlich, wenn Krankenstände hoch sind und die Stimmung schlecht ist. Allerdings muss man auch nicht warten, bis die Probleme offensichtlich sind. Wenn ein Unternehmen Sicherheit und Gesundheit systematisch und nachhaltig verbessern und gestalten will und für diesen Prozess kompetente Begleitung wünscht, ist es bei uns richtig. Wenn es darum geht, eine Standortbestimmung zu bereits bestehenden Aktivitäten rund um ein bestehendes betriebliches Sicherheitsund Gesundheitsmanagement durchzuführen, können wir ebenfalls unterstützen. Außerdem begleiten und coachen wir zentrale Entscheider und Gestalter, die Sicherheit und Gesundheit z. B. in Konzernen gestalten sollen.

Gabriele Biernath

akzente: Können Sie die Wirkung Ihrer Arbeit nachweisen?
Biernath: Jüngst haben wir in zwei verschiedenen Unternehmen Daten aus VorherNachherMessungen erhalten. Sie belegen, dass die umgesetzten Maßnahmen Wirkung zeigen und bei den Beschäftigten ankommen – z. B. im Zusammenhang mit der ergonomischen Verbesserung von Arbeitsmitteln. Es gibt auch Bereiche wie Führung oder Betriebsklima, die oft schwerer zu verändern sind. Aber auch hier gelingen Veränderungen zum Positiven, wenn das Problem angegangen wird.
2006 haben wir knapp 80 Telefoninterviews mit Beteiligten aus 13 Projekten geführt. Wir wollten unter anderem wissen, ob die zu Beginn des Projekts formulierten Ziele erreicht wurden und wie nachhaltig das Projekt im Betrieb wirkt. Es zeigte sich, dass Sicherheit und Gesundheit für die Mitarbeiter und Führungskräfte jetzt sehr wichtig sind und sie sich stärker dafür engagieren. Es gibt mehr Maßnahmen zur Fehlervermeidung und eine höhere Zuverlässigkeit der Arbeitsergebnisse und abläufe. Außerdem sind Informationen besser verfügbar. Die Kommunikation ist offener und effektiver als früher, das Führungsverhalten ist angemessener.

akzente: Die Prozesse lassen sich doch nicht von heute auf morgen verändern. Da steckt doch viel Arbeit dahinter …
Biernath: Das ist sicherlich so. Aber der Nutzen ist auch hoch. 92 Prozent der Befragten bewerten das Verhältnis von Aufwand und Nutzen als angemessen. Die Arbeit ist gut investiert und optimalerweise auch auf mehrere Schultern im Unternehmen verteilt. Auch darauf achten wir im Projekt. Für unsere Berater ist natürlich auch einiges zu tun, so dass wir die interessierten Unternehmen manchmal auch bitten müssen, sich etwas zu gedulden, bis sie dran sind.

akzente: Wo würden Sie Ihre eigene Stärke sehen?
Biernath: Wir arbeiten in der BGN-Prävention gezielt mit Experten verschiedener Fachbereiche von der Arbeitsmedizin bis zur Maschinensicherheit zusammen. So können wir auf einen großen Schatz an Wissen und Erfahrungen zurückgreifen. Wir selbst im Fachbereich können guten Gewissens unsere psychologische Fachkompetenz, unsere Erfahrung in betrieblichen Prozessen, unsere Branchenkenntnis und das maßgeschneiderte Vorgehen in die Waagschale werfen – alles Merkmale, die uns die Interviewten schon 2006 bescheinigt haben.

[ Weitere Infos zum BGN-Angebot „Sicherheit, Gesundheit, Qualität.“: www.bgn.de, Shortlink = 1213 Kontakt: bsgm@bgn.de ]

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