Die Gewinner

BGN prämiert Betriebe für überzeugende Lösungen im Arbeitsschutz/ Verleihung des BGN-Präventionspreises 2012 in Heidelberg

von Elfi Braun
aus Akzente | Magazin für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Rehabilitation

Vertreter von sechs Unternehmen nahmen am 10. Oktober in Heidelberg den BGN-Präventionspreis entgegen. Mitglieder des BGN-Ehrenamtes zeichneten die Gewinner im Beisein von Unternehmern und betrieblichen Arbeitsschutzakteuren aus ganz Deutschland aus. Die prämierten Betriebe freuen sich über Preisgelder zwischen 2.000 und 6.000 EUR. Wir stellen sie und ihre guten Ideen und überzeugenden Lösungen im Arbeitsschutz vor.

73 Bewerbungen konkurrierten diesmal um den begehrten BGN-Präventionspreis. Vom Kleinbetrieb mit drei Beschäftigten bis zum großen Konzern hatten Unternehmen quer durch alle Branchen – erstmals auch zahlreiche Betriebe der Fleischwirtschaft – ihre Ideen und Konzepte in den Wettbewerb geschickt. BGN-Vorstandsvorsitzender Hans-Ulrich Fäth dankte allen Bewerbern für ihr Engagement, die Qualität und Sicherheit der Arbeit in den Betrieben zu verbessern, und versicherte: "Die Jury hat sich schwergetan, aus der Vielzahl interessanter und guter Beiträge die diesjährigen Gewinner zu ermitteln." Die eingereichten Beiträge zeigten, welchen Stellenwert und welch hohes Niveau der Arbeitsschutz in vielen Unternehmen hat.

Ausgewählt haben die Jurymitglieder Best-Practice-Beispiele, die zur Nachahmung inspirieren sollen. Fäth forderte die anwesenden Unternehmer und Arbeitsschutzakteure auf: "Tragen Sie die Ideen in Ihre Betriebe. Kopieren ist hier ausdrücklich erwünscht."

Zum fünften Mal hat die BGN ihren Präventionspreis verliehen. Seit 2004 zeichnet sie damit alle zwei Jahre gute Ideen und wegweisende Lösungen aus, die zu einer Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz beitragen.

Die Preisverleihung startete mit dem Preisträger Brennerei Blaufelder. Der dreiköpfige Familienbetrieb aus dem mittelfränkischen Wilhelmsdorf erhielt den BGN-Präventionspreis für eine pfiffige Idee zur Erleichterung des Transports von Maischefässern. Gerhard Blaufelder hatte nach einer Lösung gesucht, wie er sich, seiner Frau und Tochter den Transport der zwischen 120 und 250 kg schweren und manchmal randvollen Fässer erleichtern könnte. Bisher benutzten sie dazu eine Sackkarre. Das war mühsam, rückenbelastend und manchmal gefährlich. Die Suche nach einer brauchbaren Alternative zur Sackkarre auf dem Markt war aber erfolglos. Ein handelsüblicher Gabelhubwagen ist wegen der unterschiedlichen Form und Größe der Maischefässer nicht geeignet. Es war dann aber doch ein Gabelhubwagen, der Gerhard Blaufelder schließlich auf eine Idee brachte. Er ließ ein gängiges Modell auf seine Anforderungen und Bedürfnisse umrüsten. Dazu wurde ein Hubwagen mit weit auseinanderliegenden Gabeln beschafft und mit einer bis auf den Boden absenkbaren Transportplatte versehen. Mit dieser Eigenkonstruktion können die Blaufelders jetzt Fässer aller Größen, selbst 250 kg schwere Exemplare, leicht aufnehmen und transportieren.

Bernd Mack vom BGN-Präventionsausschuss (r.) gratulierte Hanne, Katrin und Gerhard Blaufelder zum Preis. Mack findet die Idee "so einfach wie gelungen, einfach gelungen. Die leicht umzusetzende Anpassung eines Hubwagens an die spezifischen Bedürfnisse des Betriebes ist sicherlich auch für andere Kleinbetriebe interessant.

Der Fleisch- und Wurstwarenhersteller Hans Kupfer & Sohn GmbH & Co. KG aus dem fränkischen Heilsbronn wurde für sein innovatives Brandschutzkonzept für eine Durchlauffritteuse ausgezeichnet.
2006 hatte das Unternehmen mit 550 Mitarbeitern erleben müssen, dass die installierte Löschanlage eine in Brand geratene Industriefritteuse nicht löschen konnte. Es kam zum Großbrand, der die Produktionsstätte nahezu vollständig zerstörte. Beim Wiederaufbau des Werkes hatte man ein besonderes Augenmerk auf den Brandschutz an der neuen 1.000-Liter-Durchlauffritteuse. Die Maßnahmen sollten absolut verlässlich sein. Dazu musste vor allem sicher verhindert werden, dass sich nach dem Löschen des Fettbrandes das Fett erneut entzündet. Eine solche Rückzündung ist bei Fritteusenbränden immer wieder zu beobachten. Und so entstand in Teamarbeit eine innovative Brandschutzmaßnahme, die eine Rückzündung an den heißen Metallteilen der Fritteuse sicher ausschließt: Im Brandfall wird das heiße Fett in weniger als drei Minuten nahezu komplett aus der Fritteuse in einen Vakuumbehälter im Außenbereich abgezogen. Es kommt im Gegensatz zu anderen Systemen nicht mit Pumpenteilen in Berührung, die dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Nur ungefähr 30 Liter bleiben in der Heizwanne der Fritteuse zurück. Hierfür ist eine sparsam dimensionierte Kohlendioxid-Löschanlage ausreichend

Armin Juncker, Vorsitzender des Präventionsausschusses der BGN (r.), gratulierte dem Abteilungsleiter Technik Martin Schachner und der Sicherheitsfachkraft Tom Gramer (v.l.n.r.) zur "genialen Idee für eine effektive Maßnahme, die sicherlich Vorbild für andere Unternehmen sein kann".

Bei der Ensinger Mineral-Heilquellen GmbH aus dem Baden-Württembergischen Vaihingen-Ensingen entwickelten zwei Mitarbeiter eine Kommissionierhilfe. Sie erleichtert die Kommissionierung verschiedener Getränkekisten, wenn für den Einzelhandel Paletten mit zweierlei Kistensorten belegt werden sollen. Bisher setzten die Mitarbeiter die vollen Kisten von Hand um. Jetzt übernimmt ein rollbares Metallgestell im Zusammenspiel mit einem Hubwagen, den ein Mitarbeiter führt, die Arbeit. Dazu wird das Metallgestell, das aus zwei übereinander geklappten Metallrahmen besteht, einfach auf die Gabeln des Hubwagens aufgesetzt. Mit diesem Hilfsmittel Marke Eigenbau kann ein Mitarbeiter halbe Vollgutstapel bequem und ohne Kraftanstrengung von einer Palette auf eine andere schieben. Das Prinzip ist denkbar einfach: Eine volle und eine leere Palette stehen dabei hintereinander. Dann rollt das vom Hubwagen geführte Metallgestell heran und schiebt von der vollen Palette exakt die halbe Palettenladung auf die dahinter stehende leere Palette. Soll die ganze Palettenladung verschoben werden, weil sie z.B. auf einer defekten Palette sitzt, werden die beiden Rahmenteile einfach auf die gesamte Palettenlänge auseinandergeklappt.

Oliver Schulte, Mitglied des BGN-Präventionsausschusses (r.), ehrte Ingo Roth, Sicherheitsfachkraft Jörg Mannhardt und Ehrenfried Harz (v.l.n.r.) für diese tolle Idee. Er bescheinigte: "Ihnen ist es mit einer sehr einfachen und effektiven Maßnahme gelungen, eine wesentliche Arbeitserleichterung zu erreichen, die zudem Zeit und damit Kosten spart." Das Unternehmen beziffert die Kostenersparnis auf rund 11.000 EUR pro Jahr.

Die Bahlsen GmbH & Co. KG wurde für ihre vielfältigen Gesundheitsschutz-Maßnahmen, die man im Werk Barsinghausen in Niedersachsen seit Jahren systematisch durchführt, mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Viele dieser Maßnahmen sind ergonomische Maßnahmen zur körperlichen Entlastung der Mitarbeiter. Sie selbst bringen immer wieder Ideen ein, wie man mit technischen Hilfsmitteln kraftintensive oder rückenbelastende Tätigkeiten vermeiden kann. Auf diese Weise entstanden z.B. ein automatischer Abschieber für das Zusammenschieben von Produktsteigen auf Paletten (früher Handarbeit) und ein kraftbetriebener Pusher, der beim Einschleusen 200 bis 450 kg schwerer Rollpaletten das Anschieben per Muskelkraft ersetzt. Aus den Komponenten eines vorgefertigten Rohrstecksystems lassen sich schnell ganz verschiedene Hilfsmittel wie Arbeits- und Abstellflächen in passender Höhe oder Transportmittel zusammenbauen, die belastende Körperhaltungen und -bewegungen überflüssig machen oder entschärfen

BGN-Vorstandsvorsitzender Hans-Ulrich Fäth (r.) gratulierte Werksleiter Karl Reichstein, dem Technischen Leiter Dirk Dobler und der Sicherheitsfachkraft Dirk Haffke (v.l.n.r.) zum Präventionspreis: "Es ist vorbildlich, mit welcher Konsequenz hier immer wieder Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet und effektiv umgesetzt werden – und das über Jahre hinweg."

Die Molkerei Danone GmbH im fränkischen Ochsenfurt erhielt den BGN-Präventionspreis für ihr Sicherheitskonzept für Arbeiten am Ventilknoten der CIP-Anlage. Bei diesen Arbeiten kann es zu Gefährdungen durch Heißwasser, Dampf, Druckluft oder heiße Lauge und Säure kommen. Weltweit sind immer wieder Verbrühungen oder Verätzungen die Folge. Bei Danone hat man dazu ein Maßnahmenpaket geschnürt. Die Elemente des Pakets sind eine funktionierende Kommunikation und Information aller Beteiligten, das Abschließen der Steckbögen am Panel mit einem Vorhängeschloss, Abfragekarten zur Wirksamkeit der einzelnen Durchflussmedien bzw. Energiearten, ein optisches Warnsignal, das den Schaltzustand des CIP-Programms anzeigt, sowie eine softwaregesteuerte Anzeige des Arbeitsstatus am Bedienpult.

Bernd Fellmer, alternierender Vorstandsvorsitzender der BGN (r.), gratulierte Werksleiter Johannes Kogut, Sicherheitsfachkraft Klaus Wagenpfahl und Produktionsleiter Hermann Ankenbrand (v.l.n.r.) für das ausgereifte Konzept: "Sie sind die komplizierte Sache gründlich, durchdacht und systematisch von verschiedenen Seiten her angegangen und haben die Schutzmaßnahmen mit außergewöhnlicher Konsequenz und in ganz vorbildlicher Weise umgesetzt."

Das Chocoladen-Werk Hamburg der Nestlé Deutschland AG wurde für das Azubi-Filmprojekt "Ein Film sagt mehr als tausend Worte" ausgezeichnet. Bei diesem Projekt haben Auszubildende in Eigenregie Videoclips zu verschiedenen Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzthemen produziert. Die kurzen Filmsequenzen kommen komplett ohne Sprache aus. Inzwischen werden schon mehr als 20 solcher Stummfilme zur Unterweisung der internationalen Belegschaft eingesetzt