Radfahrende Mitarbeiter: Was der Betrieb davon hat und was er tun kann, um den Radverkehr zu fördern
von Dr. Michael Geiler
aus Akzente | Magazin für Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Rehabilitation
Radfahrende Mitarbeiter – Vorteile für Betriebe
Mitarbeiter, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, sind fitter und produktiver als Mitarbeiter, die mit dem Pkw oder Bus kommen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Vorteile für das Unternehmen.
Körperliche Aktivitäten wie Radfahren wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Körperliches Training reduziert das
Herzinfarktrisiko um bis zu 50% und die Wahrscheinlichkeit von Altersdiabetes um 57% (Vonbank, K. et al., 2005).
Eine dänische Studie zeigt, dass Menschen, die im Durchschnitt 3 Stunden pro Woche mit dem Rad zur Arbeit fuhren, eine
um 40% niedrigere Sterberate hatten als diejenigen, die nicht das Fahrrad für den Arbeitsweg benutzten.
Berufspendler in Schweden, die regelmäßig mit dem Fahrrad bzw. zu Fuß zur Arbeit gelangten, gaben eine bessere
Schlafqualität, weniger Alltagsstress, einen geringeren Erschöpfungszustand und einen besseren Gesundheitszustand an als
Pendler, die mit dem Auto bzw. mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fuhren (Hansson, E. et al. 2011).
Zwar sind bei derartigen Ergebnissen sogenannte Healthy-commuter-Effekte nie ganz auszuschließen. Das heißt, Menschen
mit besserer Gesundheit wählen bevorzugt aktive Verkehrsbeteiligungsarten. Es ist aber unstrittig, dass körperliche
Aktivität einen wichtigen Dienst für die Gesundheit leistet.
Gegengerechnet: Gesundheits- und Gefahrenpotenzial
Will man die gesundheitlichen Auswirkungen des Radfahrens umfassend beurteilen, muss man natürlich auch die Folgen von
Verkehrsunfällen einschließen. In einer 2011 in Österreich durchgeführten Untersuchung bestimmten Paul Pfaffenbichler
und Kollegen die gewonnenen bzw. verlorenen Lebenszeiten und verrechneten sie miteinander. Ergebnis: Die positiven
Effekte der verbesserten körperlichen Fitness übertrafen bei weitem die gesundheitsschädlichen Auswirkungen durch
Unfälle. Zwar kann Radfahren gefährlich sein; es ist aber offensichtlich noch gefährlicher, nicht Rad zu fahren bzw.
sich zu wenig zu bewegen. Es kommen mehr Menschen infolge von Bewegungsmangel ums Leben als beim Radfahren.
Ersetzt man den Pkw-Verkehr durch Radverkehr, dann hat das auch positive ökologische und ökonomische Effekte: geringere
Flächeninanspruchnahme, Stauvermeidung, weniger Lärmbelastung und reduzierte Luftverschmutzung. In ihrem Weißbuch von
2011 formuliert die Europäische Kommission als Ziel für die Verkehrsentwicklung in Städten eine Verringerung der
Treibhausgasemissionen im Verkehr um 60% (gegenüber 1990) bis 2050. Ohne Zunahme des Radverkehrs auf Kosten des Pkw
lässt sich dieses Ziel kaum erreichen.
Radfahrende Mitarbeiter – Vorteile für Betriebe
Für Betriebe ergeben sich mehrere Vorteile, wenn Mitarbeiter das Fahrrad nutzen. Fahrrad-Abstellplätze brauchen weniger
Fläche als Pkw-Parkplätze. Es spart Kosten, wenn man weniger Pkw-Stellplätze bauen und unterhalten muss. Radfahrer
kommen fitter am Arbeitsplatz an und sind produktiver. Laut "Forschung Radverkehr" haben sie bis zu 50% weniger
krankheitsbedingte Fehlzeiten. Auch die Außendarstellung des Unternehmens profitiert. Das Fahrrad wird zum Bestandteil
einer auf Umweltfreundlichkeit und Gesundheitsförderung ausgerichteten Unternehmenskultur.
Betriebliche Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs lassen sich in mehreren Bereichen durchführen:
Radfahren, aber sicher
Jeder Radfahrer kann durch Gefahrenbewusstsein und Beachtung von Verkehrsregeln zur Verminderung von Unfallrisiken
beitragen. Rote Ampeln missachten, auf
der falschen Fahrbahnseite oder auf Radwegen mit nur einer Fahrtrichtung in gegenläufiger Richtung fahren, ist meist
keine gute Idee.
Unfalluntersuchungen weisen auf ein weiteres Sicherheitsproblem hin: Die alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit bei Radfahren.
In Münster entfielen 50% aller entnommenen Blutproben auf Radfahrer. Ermittelt wurden zwischen 1,6 und 3 Promille
Blutalkoholkonzentration (Weiss,U. et al., 2010). Das Problembewusstsein vieler Menschen gegenüber Alkohol und
Fahrradnutzung scheint gering zu sein.
Jedem Radfahrer ist dringend zu empfehlen, einen Helm zu tragen. Er kann zwar keinen Unfall verhindern, aber einer
Zusammenstellung von
Rune Elvik zufolge die Verletzungsfolgen im Kopfbereich drastisch vermindern: 25 bis 55% weniger Kopfverletzungen, 25
bis 71% weniger Hirnverletzungen und bis zu 33 % weniger Gesichtsverletzungen.
Viele Infos unter: www.nrvp.de/transferstelle/
Es gibt Wettbewerbe und Mitmachaktionen, die zur Nutzung des Rads auf dem Arbeitsweg motivieren und an denen Betriebe
teilnehmen können:
www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de
www.bikeandbusiness.de
Quellenangaben
Nationaler Radverkehrsplan 2002-2012: Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs in Deutschland
Weiss,U. et al. (2010): Fahrradunfallstudie Münster. Die Polizei, 7, 2011, S. 210–215