Arbeit für Jung und Alt gestalten

Der demografische Wandel und die Situation in den BGN-Mitgliedsbetrieben

Dass der demografische Wandel Arbeitgeber und Beschäftigte vor neue Herausforderungen stellen wird, ist sicher. Dennoch werden der demografische Wandel und die daraus resultierenden Konsequenzen in den meisten Betrieben bisher nicht thematisiert. Wie sieht die demografische Situation in den BGN-Mitgliedsbetrieben aus?

von Dr. Barbara Schlote-Sautter | aus Akzente 12

Aufgrund des demografischen Wandels verändert sich auch die Zusammensetzung der erwerbstätigen Bevölkerung: Sie altert. Ausschlaggebend ist vor allem die große Gruppe der Babyboomer, die heute zwischen Mitte 40 und Mitte 50 alt sind. Diese Altersgruppe stellt in fast allen Betrieben das Gros der Beschäftigten. 1995 kam auf 4 Erwerbstätige 1 Rentner. Heute ist das Verhältnis etwa 3 Erwerbstätige zu 1 Rentner, 2040 wird es 2 zu 1 sein. Das Rentenalter wurde bereits auf 67 Jahre heraufgesetzt, eine Verlängerung des Erwerbsalters auf 72 Jahre wird diskutiert.

Demografische Entwicklung in BGN-Mitgliedsbetrieben
Daten des Statistischen Bundesamtes erlauben eine Schätzung der demografischen Situation in den BGN-Mitgliedsbetrieben. Dabei zeichnen sich in den Betrieben zur Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln und im Gastgewerbe unterschiedliche Entwicklungen ab. In den Betrieben zur Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln haben sich in den letzten 10 Jahren deutliche demografische Verschiebungen ergeben: Die beiden am häufigsten vertretenen Altersgruppen waren im Jahr 2000 noch die 30- bis 35-Jährigen und die 35- bis 40-Jährigen, die Babyboomer. Sie sind 2010 die 40- bis 45- bzw. die 45- bis 50-Jährigen. Sie machen jeweils rund 30 % aller Beschäftigten aus.
Gleichzeitig sank der Anteil der 15- bis 40-Jährigen erheblich. Wenig verändert haben sich die Beschäftigtenanteile der 20- bis 25-Jährigen. Über 55-Jährige machten 2000 12 % und 2010 knapp 15 % aus.
Die Altersverteilung in den Betrieben entsprach 2010 fast einer alterszentrierten Struktur: 44 % der Belegschaften waren 2010 bereits über 45 Jahre alt. Bei dieser Struktur besteht die Gefahr, dass in den kommenden Jahren in kurzer Zeit ein großer Teil der Beschäftigten den Betrieb verlassen wird. Aufgrund des Ruhestands von Fachkräften wird schnell viel Wissen und Erfahrung verloren gehen.
Im Gastgewerbe gab und gibt es weiterhin junge Erwachsene. Seit 2005 zeigt sich ein leichter Anstieg aller Altersklassen über 40 Jahre. Von 2000 auf 2010 stieg der Anteil über 50-jährigen Beschäftigten im Gastgewerbe von 19 % auf 23 %. Viele dieser Älteren arbeiten Teilzeit.

Gründe für frühzeitiges Ausscheiden 50- bis 64-Jähriger
Auswertungen von Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2010 zeigen: Bei männlichen Ruheständlern, die im Nahrungsmittel verarbeitenden Gewerbe gearbeitet haben (ohne Gastgewerbe), dominieren 2 Gründe, weshalb sie im Alter zwischen 50 und 64 Jahren aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. 30 % geben "Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen" an, 26 % "Ausscheiden aufgrund von Entlassung". Auch bei Frauen liegen Entlassung mit 22 % und Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen mit 21 % auf den ersten beiden Plätzen.
Bei ehemaligen Beschäftigten im Gastgewerbe nennen 32 % der männlichen und 26 % der weiblichen 50- bis 64-jährigen Ruheständler Entlassung als Hauptgrund für das Austreten aus der Erwerbstätigkeit. Gesundheitliche Gründe werden von 19 % der Männer und 18 % der Frauen angegeben. Bei 15 % der Frauen waren Betreuungsaufgaben und persönliche Verpflichtungen die Hauptgründe, die zum Ausstieg aus dem Erwerbsleben beigetragen haben.

Die Arbeit für Jung und Alt gestalten
Bisher sind vor allem sehr gut ausgebildete Erwerbstätige bis zum Rentenalter in Beschäftigung geblieben und einige auch darüber hinaus. Dennoch werden gute Fachkräfte rar. Die Herausforderung der kommenden Jahre wird zum einen darin liegen, junge Fachkräfte zu finden und zu binden. Zum anderen wird es darum gehen, weniger gut ausgebildete Erwerbstätige über einen wesentlich längeren Zeitraum arbeits- und beschäftigungsfähig zu halten.
Die Auswertungen der Daten des Statistischen Bundesamtes weisen darauf hin, dass für einen Teil der 50- bis 64-jährigen Erwerbstätigen die Arbeit zu schwer wird. Deshalb sollten Arbeitsplätze, Arbeitsanforderungen und Arbeitsorganisation zum einen auf eine Beschäftigung demnächst 60- bis 70-Jähriger ausgerichtet werden. Zum anderen sollten sie auch so gestaltet werden, dass Jüngere die Arbeit über einen wesentlich längeren Zeitraum schädigungsfrei beibehalten können.
Damit die Beschäftigten auch beschäftigungsfähig bleiben, sind kontinuierliche betriebliche Maßnahmen unerlässlich: Maßnahmen, die

Bei mittleren und größeren Betrieben sollten alle Maßnahmen in ein Managementsystem eingebunden sein.

BETRIEBLICHE MASSNAHMEN
Instrumente und Maßnahmen
  • Broschüre "Demografischer Wandel – (k)ein Problem! Werkzeuge für Praktiker – von Betrieben für Betriebe" (Hrsg. Bundesministerium für Bildung und Forschung)
    Download über www.bgn.de, Shortlink = 1223
  • BG-Information "Die Mischung macht’s: Jung und Alt gemeinsam bei der Arbeit – Tipps für Wirtschaft, Verwaltung und Dienstleistung" (BGI 7009)
    Download über www.bgn.de, Shortlink = 887
  • Infos zum Thema im Internet:
    www.demobib.de
    www.demowerkzeuge.de

 

Mehr Infos zum Thema sowie Grafiken zum demografischen Wandel, auch in den
BGN-Mitgliedsbetrieben:
www.bgn.de, Shortlink = 1221

BGN-Fortbildungsseminar "Fit bis zur Rente: Age-Management im Betrieb",
10.– 12. Oktober 2012.
Mehr Infos: www.bgn.de, Shortlink = 1214

Fragen?
barbara.schlote@bgn.de

 

Autor: Schlote-Sautter