Der flexible Laufsteg

höhenverstellbarer Laufsteg

Einfache Lösung eines Arbeitshöhen-Problems | BGN-Präventionspreis 2010 für Anheuser-Busch InBev Deutschland Brauerei Beck & Co. in Bremen

Eine Anlage mit Linien in zwei Etagen, aber nur einem Laufsteg für die Mitarbeiter. Das ist die Situation am doppelstöckigen Tunnelpasteur bei der Anheuser-Busch InBev Deutschland Brauerei Beck & Co. in Bremen. Zur Störungsbeseitigung muss ein Mitarbeiter mal in den unteren, mal in den oberen Tunnel mit einem langen Werkzeug eingreifen. Das geht heute problemlos, seitdem der Laufsteg höhenverstellbar ist. Die Idee eines flexiblen Laufstegs hatte Anheuser-Busch-InBev-Mitarbeiter Jens Hohendorn.

von Elfi Braun | aus Akzente 11

Dicht an dicht gedrängt durchlaufen bis zu 55.000 Vollgutflaschen pro Stunde vollautomatisch den Tunnelpasteur in zwei Etagen. Am Ende einer Produktcharge lichtet sich der dichte Flaschenverbund. Dann können vereinzelte Flaschen umfallen, wenn sie am Ende des Tunnels auf das Querförderband transportiert werden. Deshalb steht jetzt ein Mitarbeiter bereit, der die letzten 1.500 bis 2.000 Flaschen von Hand mit einem an einer langen Stange angebrachten Schieber zum Auslaufband zieht. Und wenn nötig, zieht er damit auch umgefallene Flaschen heraus.

Bild 1

Bild 1

Bild 2

Bild2

Bild 3

Bild 3
Jens Hohendorn demonstriert das Anheben des Laufstegs mittels Hebelmechanismus (großes Bild links). Druckgasfedern (Bild 1) ermöglichen das Hoch- und Runterklappen ohne großen Kraftaufwand. Für den sicheren Aufstieg bei hochgefahrener Lauffläche wird eine zusätzliche Trittstufe eingehängt (Bild 2). Bild 3 zeigt die Innenkonstruktion des hochgeklappten Laufblechs vom rückseitigen Ende aus.

Das Höhenproblem jeden Tag vor Augen …
Jens Hohendorn von der Abteilung Umweltschutz und Arbeitssicherheit hat noch genau vor Augen, wie es in der Vergangenheit am Tunnelpasteur ablief: Das Niveau des Laufstegs war für die Eingriffe in den oberen Tunnel zu niedrig. Deshalb nahmen die Mitarbeiter den Geländerholm und die Türleiste des unteren Tunnels oder einen Bierkasten als Aufstiegshilfe. Sturzunfälle und Beinahe-Unfälle waren immer wieder die Folge. Wegen der ebenfalls notwendigen Eingriffe in den unteren Tunnel war es aber nicht möglich, die jetzige Standfläche einfach höher zu verlegen. Einen Tritt oder eine Leiter dort einzusetzen, erwies sich auch als nicht praktikabel.

… kam eines Tages die zündende Idee
Jens Hohendorn erzählt: »Ich arbeitete damals noch in der Abfüllung ganz in der Nähe des Tunnelpasteurs. Ich sah jeden Tag, wie sich die Kollegen beim Eingreifen in den oberen Tunnel abmühten und wie sie dort herumturnen mussten. Immer wieder überlegte ich, wie man sie in die richtige Höhe bringen könnte.«

Und dann hatte Jens Hohendorn eine Idee: Der Laufsteg selbst musste in der Höhe verstellbar sein. ZusammenZusammen mit den Kollegen aus der Schlosserwerkstatt hat er seine Idee umgesetzt – in Form eines höhenverstellbaren und trittsicheren Laufblechs. Durch einen Hebelmechanismus lässt es sich hoch- und wieder herunterklappen und arretieren. Druckgasfedern unterstützen die Hebelbewegung, so dass das Hoch- und Runterklappen ohne großen Kraftaufwand vonstatten geht. Auch an den sicheren Aufstieg auf die hochgefahrene Lauffläche hat Hohendorn gedacht. Der Mitarbeiter hängt eine zusätzliche Trittstufe ein, die unter der Treppe zum Laufsteg griffbereit aufbewahrt wird.

Jens Hohendorns Idee hat rundum alle überzeugt: Die am Tunnelpasteur arbeitenden Kollegen sind mit dem flexiblen Laufsteg hochzufrieden. Sie können jetzt mit sicherem Stand und stressfrei am oberen Tunnel arbeiten. Das Hoch- und Runterklappen der Standfläche und das Einhängen der zusätzlichen Treppenstufe machen keine Mühe, sondern sind im Handumdrehen erledigt. Jens Hohendorn berichtet stolz: »Sturzunfälle oder Beinahe-Unfälle gab es seit dem Umbau nicht mehr.«

Einfache, kostengünstige Lösung für alle Brauereien
Dass sich ein Mitarbeiter Gedanken macht, wie man die Sicherheit an einem Arbeitsplatz verbessern kann, ist bei Anheuser-Busch InBev kein Zufall. Umwelt- und Sicherheitsmanager Fred Holstein erklärt: »Wir haben im gesamten Unternehmen eine ausgeprägte Vorschlagskultur. Alle Mitarbeiter sind aufgefordert, Vorschläge zur Verbesserung von Arbeitsabläufen und betrieblichen Prozessen einzureichen. Wird ein Vorschlag erfolgreich umgesetzt, zahlt sich das für den Ideengeber aus. Er erhält eine Prämie.«

Die besten Ideen nehmen an betriebsübergreifenden Ideenwettbewerben teil und fließen in das weltweite Best Practice Sharing von AB InBev ein, um gute Ideen in allen Brauereien nutzen zu können. Jens Hohendorns Lösung am Tunnelpasteur schaffte es, im Wettbewerb aller westeuropäischen Braustätten von Anheuser-Busch InBev von 40 eingereichten Ideen unter die ersten fünf zu kommen. Fred Holstein: »Es war das erste Mal, dass eine Sicherheitsidee prämiert wurde. Jens Hohendorn hat mit seiner Lösung einen Standard geschaffen, den jede Brauerei einfach und kostengünstig übernehmen kann.« Auch für Arbeitsplätze an anderen Anlagen kann diese Lösung interessant sein.

BGN Logo: Präventionspreis

 

Autor: Braun