Eng und schlecht zugänglich

Retten aus Behältern und engen Räumen:
Ein Beispiel aus der Praxis

Wasser-Hochbehälter mit schlechtem Zugang

Die Gefährdungsbeurteilung brachte es ans Licht: Würde im Wasser-Hochbehälter der Firma P. ein Unfall geschehen, wäre eine Rettung und Bergung des Verletzten nahezu unmöglich. Die Enge der Zugangsöffnung und die schlechte Zugänglichkeit der Öffnung von innen und außen würden sich bei einer Rettungsaktion als verhängnisvoll erweisen. Hier musste gehandelt werden.

von Werner Fisi | aus Akzente 11

Der Hochbehälter der Firma P. bevorratet das für die Produktion benötigte Wasser, das aus Tiefbrunnen gepumpt wird. Der Behälter ist aus Beton und innen mit Metall verkleidet. In regelmäßigen Zeitabständen muss er gereinigt und gewartet werden. Außerdem fallen immer wieder Reparaturarbeiten wie Schweißen, Schleifen und Malerarbeiten an.

Bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung für diesen Arbeitsbereich bei der Firma P. hatte die Sicherheitsfachkraft die verschiedenen Gefährdungen ermittelt und bewertet. Relevant sind

Diesen Gefährdungen kann mit technischen und organisatorischen Maßnahmen entgegengewirkt werden. So wird z. B. während der Arbeiten der Sauerstoffgehalt der Luft im Behälter laufend mittels Messgerät geprüft. Außerdem wird bei Schweißarbeiten für eine Absaugung der Gefahrstoffe (Stickoxide, Ozon, Kohlenmonoxid, Aldehyde) und die Zufuhr von Frischluft gesorgt. Was ist jedoch zu beachten, wenn trotz aller Schutzmaßnahmen ein Mitarbeiter während der Arbeiten im Wasserhochbehälter zu Schaden kommt?

die Zugangsöffnung des Wasser-Hochbehälters

Äußerst problematische Bedingungen bei Rettungsaktion Aufgrund der spezifischen Lage und Gestaltung des Wasserbehälters musste insbesondere der Aspekt der Rettung und Bergung eines Mitarbeiters, der aufgrund von Verletzungen oder Bewusstlosigkeit nicht mehr selbst aus dem Behälter aussteigen kann, untersucht und bewertet werden. Es stellten sich folgende Fragen:

Die relevanten Probleme ergaben sich im konkreten Fall durch die Enge und die erschwerte Zugänglichkeit der Zugangsöffnung. Das Einstiegsloch hat die Maße 50 x i00 cm und befindet sich i80 cm über einem Zugangspodest, das im Treppenhaus des Gebäudes liegt. Eine weitere Erschwernis besteht darin, dass die Oberkante der Einstiegsluke direkt mit der Decke abschließt. Von innen ist die Einstiegsöffnung nur über eine 2,50 m hohe Leiter erreichbar. Dadurch ist es sehr schwierig, einen Verletzten aus dem Behälter zu transportieren. Außerdem befindet sich der Wasserbehälter im 9. Stockwerk des Gebäudes, was zu Problemen beim Transport von sperrigen Rettungs- und Bergungshilfen führen kann.

Sehr problematische Bedingungen bei Rettungsaktion: Das Einstiegsloch misst 50 x 100 cm und befindet sich 180 cm über dem im Treppenhaus liegenden Zugangspodest. Eine weitere Erschwernis: Die Oberkante der Einstiegsluke schließt mit der Decke ab.

Die aufgezeigten äußerst problematischen Gegebenheiten beim Retten und Bergen eines Verletzten aus dem Wasserbehälter wurden intern und mit der Aufsichtsperson der bgn diskutiert. Bei der Erarbeitung einer Lösung waren die Empfehlungen folgender berufsgenossenschaftlicher Schriften hilfreich:

Im Anhang 1 der BGI 5028 und in Anhang 7 der BGR 117-1 sind beispielhaft geeignete Maße von Zugangsöffnungen dargestellt. Beispiele für Rettungssysteme sind in der BGI 5028 beschrieben.

GEFÄHRDUNGEN IN BEHÄLTERN
Arbeiten in Behältern sind als gefährliche Arbeiten eingestuft (§ 8 Unfallverhütungsvorschrift BGV A1 »Grundsätze der Prävention« und § 22 Jugendarbeitsschutzgesetz).
Besondere Gefährdungen können in Behältern und engen Räumen aufgrund ihrer räumlichen Enge oder der in ihnen befindlichen bzw. eingebrachten Stoffe, Verunreinigungen oder Einrichtungen bestehen oder entstehen.
Insbesondere Gefahrstoffe können in engen Räumen und Behältern zu Gefährdungen führen, z. B. durch Schweißen, Schleifen, Reinigen mit Flüssigkeiten oder Feststoffen, durch biologische Vorgänge wie z. B. Gärung oder Fäulnis, durch chemische Reaktionen oder bei der Beseitigung von Anbackungen.

Maßnahmen der Firma P. für sicheres und zügiges Retten
Auf der Basis der Empfehlungen und Beratungen wurden Maßnahmen erarbeitet, die eine sichere und zügige Rettung und Bergung eines Verletzten aus dem Wasserbehälter sicher- stellen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind sie noch nicht vollständig umgesetzt.

 

Autor: Fisi