Information und Kommunikation: Wie Arbeitsschutz in die Köpfe gelangt

Mit Information und Kommunikation zu sicherem Verhalten | BGN-Präventionspreis für Nestlé Deutschland AG, Werk Singen

von Anja Wolf | aus Akzente

Arbeitsschutz

Arbeitsschutzthemen in die Köpfe der Mitarbeiter zu bringen, das ist eine Herausforderung. Die Verantwortlichen im Maggi-Werk Singen der Nestlé Deutschland AG haben sich ihr gestellt und die Nuss mit Erfolg geknackt: mit einem Motivationskonzept aus Information und Kommunikation unter dem Slogan »Arbeitssicherheit immer im Gespräch«. Dafür erhielt das Unternehmen den BGN-Präventionspreis 2008 in der Kategorie »Organisation und Motivation«.

Eine Gruppe von Mitarbeitern und Lehrlingen findet sich vor dem schwarzen Brett in der Werkstatt zu einem Arbeitsschutzgespräch ein. Ihr Thema heute: Alkohol, Drogen und Medikamente. Hans-Peter Mayer, Fachkraft für Arbeitssicherheit im Maggi-Werk Singen der Nestlé Deutschland AG, spricht über Unfallrisiken und Verhaltensregeln. Immer wieder zeigt er dabei auf das neue Poster am schwarzen Brett, auf dem das Thema kurz und knackig in Wort und Bild aufbereitet ist. Langsam wechselt der Vortrag ins Gespräch über. Die Kollegen bringen eigene Beobachtungen und Erfahrungen in die Runde ein. Sie alle sind voll bei der Sache. Und man spürt sofort: Das ist eine eingespielte Situation. Das wundert nicht, denn solche Gespräche finden im Singener Maggi-Werk einmal pro Monat statt.

Sicheres Verhalten beginnt im Kopf
Hans-Peter Mayer erklärt: »Sicheres Verhalten beginnt im Kopf. Deshalb müssen wir den Arbeitsschutz nachhaltig in die Köpfe der Leute bringen. Und das funktioniert nur über Motivation – und nicht etwa durch Anordnung von oben. Es muss den Leuten wichtig sein, sicher und gesund zu arbeiten. Dann machen sie es auch zu ihrer persönlichen und gemeinsamen Sache.« Doch wie geht Motivation in Sachen Arbeitsschutz?

Mit dieser Frage haben sich die Sicherheitsfachleute des Maggi-Werks in Singen intensiv beschäftigt. Daraus entstanden ist ein Konzept, das Arbeitsschutz vom Papier in die Köpfe bringen soll. Sie setzen dabei vor allem auf Prozesse, die die Mitarbeiter sowohl kognitiv als auch emotional erreichen. Sie wollen die Mitarbeiter sensibilisieren, Denkprozesse anstoßen und auf das tägliche Verhalten einwirken. Und um das zu erreichen, setzen die Sicherheitsfachleute verschiedene Instrumente ein: genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnittene Medien, wie der monatliche Poster-Aushang zu einem ausgewählten Thema an ganz vielen verschiedenen Stellen im Werk, ein darauf abgestimmter Jahreskalender und vor allem Gespräche.

Hierzu gehören geplante Gespräche wie die monatlichen Arbeitsschutzgespräche und Unterweisungen, aber auch spontane Gespräche im Kollegenkreis, z. B. wenn man sich zufällig vor einem Poster-Aushang trifft. Sicherheitsingenieurin ursula mitgau erklärt Methode und Effekt: »Wir setzen auf stetige Auseinandersetzung. Das Thema Arbeitsschutz ist bei uns überall präsent.« Und damit die Auseinandersetzung nicht einrostet, muss das Thema Arbeitsschutz lebendig bleiben. Das gelingt, indem es immer wieder etwas Neues bietet. mitgau: »Mit unserem Konzept der Monatsthemen bieten wir jeden Monat immer wieder neue Anreize und neue Gesprächsanlässe.«

Die Idee der Monatsthemen ist die Fortentwicklung eines Jahreskalenders, den die Sicherheitsfachleute im Singener Nestlé-Werk seit 2003 regelmäßig herausbringen. Der Kalender kombiniert Fotomotive mit den wichtigsten Schlüsselwörtern ausgewählter Arbeitsschutz-Themen unter dem Motto »Sicherheit – meine Verantwortung«. Ursula Mitgau erläutert: »Wer Verantwortung übernimmt, muss wissen, wofür und wie er das tun muss. Mit der einmal jährlich vorgeschriebenen Unterweisung schafft man das nicht.« So entstand die Idee, die einzelnen Themen des Kalenders zusätzlich als monatliche Info-Aushänge in Posterform aufzubereiten und in einem gesonderten Unterweisungsgespräch zu besprechen.

Betriebsrat Alfred Gruber erklärt: »Mit dem Jahreskalender, den Monatsthemen und den darauf abgestimmten Gesprächen haben wir ein Paket geschnürt, das wir im laufenden Betrieb umsetzen können. Es funktioniert wirklich damit, die knapp tausend Kollegen und Kolleginnen kontinuierlich einzubinden.«

Ein Team aus Sicherheitsfachkräften und Betriebsrat Alfred Gruber bereiten die Inhalte der Monatsthemen auf. Hans-Peter Mayer erzählt: »Uns ist aufgefallen, dass es nur wenig Material gibt, das Arbeitsschutzthemen kurz und knapp auf den Punkt bringt. Und meistens ist es auch zu allgemein verfasst, so dass unsere speziellen Gegebenheiten zu kurz kommen.« Aus diesem Grund geht das Team um Hans-Peter Mayer selbst ans Werk. Texte und Bildmotive für den Jahreskalender und die zugehörigen Monatsthemen erarbeiten sie gemeinsam. Das Jahr 2009 steht unter dem Motto: Sicherheit – ein gutes Gefühl.

Sifa Hans-Peter Mayer

Sifa Hans-Peter Mayer, Sicherheitsingenieurin Ursula Mitgau und Betriebsrat Alfred Gruber

Gefühle ansprechen
Hans-Peter Mayer erläutert: »Menschen lassen sich leichter über Gefühle als über den Verstand ansprechen. Das berücksichtigen wir auch bei der Aufbereitung unserer Monatsthemen.« Insbesondere die ausgewählten Bildmotive sollen die Gefühle des Betrachters ansprechen. Oft haben sie gar nicht direkt mit Arbeitsschutz zu tun. Sie sollen eine bestimmte Stimmung erzeugen, z. B. Freude über die eigene Gesundheit. Hans-Peter Mayer: »Von dort ist es dann bis zum sicheren und gesunden Arbeiten gar nicht mehr weit.« Alfred Gruber fährt fort: »Wir bekommen häufig Rückmeldungen zu den Fotomotiven, insbesondere dann, wenn der Arbeitsschutz-Zusammenhang auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.« Rückmeldung bedeutet: Man ist im Gespräch. Gruber: »Dann ist der erste Schritt in Richtung Ziel gemacht.« Das Zusammenspiel von Information und Kommunikation macht seinen Weg.

 

Autor: Wolf