Milch-Union Hocheifel setzt 13 Erdgas-Gabelstapler ein | Eine gesunde, umweltfreundliche
und wirtschaftlich interessante Lösung
von Elfi Braun | aus Akzente
Es ist jetzt 4 Jahre her, dass die Milch-Union Hocheifel (MUH) in Pronsfeld mit dem Umstieg auf Erdgas-Gabelstapler begann. Am Anfang waren es 3 Stapler. Heute fahren dort 13 Gabelstapler und 2 Shuttle-Lkws mit Erdgas. Marc Peiker, Sicherheitsfachkraft bei MUH: »Wir sind mit dieser Lösung sehr zufrieden und haben den Schritt nie bereut.« Aus mehreren Gründen.
In der Halle mit dem gelagerten Verpackungsmaterial ist es hell und sauber. Die Luft ist gut.
Ein Gabelstapler transportiert eine Palette mit Verpackungsmaterial zu einem in der Halle wartenden
Shuttle-Lkw. Abgase sind nicht auszumachen und Motorengeräusche nur sehr leise zu hören.
Gabelstapler und Lkw fahren mit Erdgas.
Markus Leuschen, stellvertretender Leiter Materialwirtschaft/Einkauf bei MUH, erzählt: »Zum Erdgas
sind wir gekommen, als die Nachrüstung der Dieselstapler mit Rußpartikelfiltern anstand. Wir haben
uns damals grundsätzliche Gedanken gemacht, wie wir die Luft in den Lagerhallen verbessern können.
Die Mitarbeiter von MUH sollen in einer gesunden Umgebung arbeiten können. Dazu gehört, dass die
Atemluft nicht durch Staub und Schadstoffe belastet wird.« Und weil bei MUH die Gabelstapler
hauptsächlich Verpackungsmaterial bewegen und damit viel in der Lagerhalle unterwegs sind, stellte
man die Dieselstapler grundsätzlich in Frage und suchte eine Alternative.
Erdgas verbrennt sauber
Bevor das Unternehmen jedoch die ersten Erdgas-Gabelstapler inklusive der für das schnelle Betanken
notwendigen Tankstelle anschaffte, wägte man alle Vor- und Nachteile sorgfältig ab.
Erdgas-Gabelstapler sind teurer in der Anschaffung als Dieselstapler. Hinzu kommen satte
Anschaffungskosten für die Tankstelle. Aber: Der Kraftstoff Erdgas ist umweltfreundlich und
aufgrund seiner niedrigen Emissionswerte eine gesunde Alternative zum Dieselkraftstoff.
Erdgas verbrennt geruchsfrei und sauber. Mit Erdgas betriebene Motoren stoßen nahezu kein
Kohlenmonoxid, keinen Ruß, weniger Kohlenwasserstoffe und Kohlendioxid und nur sehr geringe Mengen
Stickoxide aus. Erdgas-Gabelstapler können problemlos in geschlossenen Räumen eingesetzt werden.
Markus Leuschen: »Das bedeutet eine Riesenersparnis bei der Hallenlüftung.«
Ein weiterer Vorteil der Erdgasstapler: Der Motor läuft ruhiger als ein Dieselmotor. Beim
überwiegenden Einsatz in Hallen, wie es bei der MUH der Fall ist, auch ein Gesundheitsschutzaspekt.
Ein kleiner Nachteil mag indes die Reichweite einer Tankfüllung sein. Hans Birresborn, Leiter des
innerbetrieblichen Fuhrparks: »Nach 4 bis 4,5 Stunden Dauereinsatz des Staplers ist der Tank leer.
Der Staplerfahrer muss innerhalb einer 9-Stunden-Schicht also einmal nachtanken. Das geht aber
schnell und dauert nur wenige Minuten. Wir haben damals auch Elektrostapler als Alternative zum
Diesel getestet. Bei den Elektrostaplern fanden wir das Laden bzw. Tauschen der Batterien zu
aufwändig und gefährlich. Außerdem gibt es besondere sicherheitstechnische Anforderungen an
Standort und Ausstattung der Ladestation.«
Erdgas kommt aus dem normalen Versorgungsnetz und wird in der Tankstelle auf dem Betriebsgelände auf den nötigen Druck verdichtet. Dafür sorgen ein Kompressor und eine Speicherbank. Der Umstieg auf Erdgas-Gabelstapler rechnet sich laut Markus Leuschen aber erst ab einer bestimmten Größenordnung: »10 Stapler sollten es schon sein, sonst lohnt sich die Investition in die Tankstelle nicht.«
Erdgasstapler: Gesundheitsschutz pur
Trotz der genannten Vorteile von Erdgas als Kraftstoff sind Erdgas-Gabelstapler immer noch Exoten
auf deutschen Betriebsgeländen. Für Dr. Peter Rietschel von der BGN-Prävention und Leiter des
Labors »Staub/Aerosole« ist das völlig unverständlich, denn: »Auch mit der besten Filtertechnik bei
einem Dieselstapler kommt man nicht an die geringen Abgaswerte von Erdgasstaplern heran. Hier kommt
Erdgas kurz nach der Brennstoffzelle.« Für den BGN-Wissenschaftler ist das emissionsarme Erdgas
eine echte, überzeugende Alternative zum Diesel. Rietschel: »Das ist Gesundheitsschutz pur.
Ein weiterer Aspekt, der Erdgas für Betriebe interessant macht: Der Kraftstoff Erdgas ist preiswert
und damit in Zeiten steigender Dieselpreise mehr denn je auch eine wirtschaftliche Alternative.
Erdgas hat aufgrund seiner Umweltfreundlichkeit in Deutschland bis zum 31.12.2018 bei der
Kraftstoffbesteuerung einen deutlich geringeren Steuersatz.
Bei der MUH war dieser wirtschaftliche Aspekt nicht ausschlaggebend für den Umstieg auf
Erdgas-Gabelstapler. Markus Leuschen: »Auch wenn wir insgesamt gerechnet mit den Erdgasstaplern
etwas kostengünstiger fahren, war das für die Unternehmensführung von MUH nicht der entscheidende
Punkt. Entscheidend war der Gesundheitsaspekt.« Und das ließe sich nicht in betriebswirtschaftliche
Kategorien fassen. Markus Leuschen: »Was ist eine saubere Lunge wert? Das ist für das Controlling
schlecht zu rechnen.«
Erdgas-Lösung - Teil eines Gesamtkonzeptes
Zurück zu Gabelstapler und Shuttle-Lkw in der Halle mit dem Verpackungsmaterial. Der Staplerfahrer
hat inzwischen die Palette auf die Ladefläche des Lkws abgestellt. Dann zieht der bewegliche
Schubboden der Lkw-Ladefläche die Palette eine Palettenlänge nach hinten. So ist an der vorderen
Kante der Ladefläche wieder Platz für die nächste Palette geschaffen. Damit sich der Schubboden
bewegen kann, muss der Motor des Lkws laufen. Mit Erdgas kein Problem. Der voll beladene
Shuttle-Lkw fährt das Verpackungsmaterial zu einer Transportband-Eingabestelle an der
Produktionshalle. Hier steht ein Gabelstapler bereit, mit dem die Paletten abgeladen werden. Warum
dieser aufwändige Transport der Verpackungsmaterialien mit Stapler und Lkw?
»Diese Lösung«, erklärt Markus Leuschen, »ist Teil
eines Gesamtkonzeptes zur Optimierung der Wege im Materialfluss. Die Wege zwischen der Halle, in
der das Verpackungsmaterial lagert, und der Produktion sind länger geworden. Durch den Einsatz
zweier Shuttle-Lkws können wir pro Fahrt mehr Material transportieren.« Dadurch hat sich der
Verkehr auf dem Werksgelände drastisch reduziert. Sicherheitsfachkraft Marc Peiker: »Es ist
natürlich ein großer Sicherheitsgewinn, wenn auf den Verkehrswegen kaum noch Stapler unterwegs
sind. Hinzu kommt, dass der Fahrer des Shuttle-Lkws eine viel bessere Sicht als der Staplerfahrer
hat.«
Das liegt auch daran, dass die MUH-Shuttle-Lkws ein spezielles Omnibus-Führerhaus haben, das dem
Fahrer einen ebenen Einstieg und eine optimale Rundumsicht ermöglicht. Für Dr. Peter Rietschel von
der BGN ist auch das ein gutes Beispiel, das zeigt, dass bei der MUH der Arbeitsschutz in die
Entscheidungen zur Gestaltung des Arbeitssystems einfließt.