Die Job-Sicherheits-Analyse

Im Unilever-Werk Auerbach wird für jeden Arbeitsablauf sicheres Verhalten bis ins Detail beschrieben und kommuniziert
von Elfi Braun | aus Akzente

Bild: Mitarbeiterinnen des Unilever-Werk Auerbach

»In den allermeisten Fällen ist es unsicheres Verhalten, das zum Unfall führt«, weiß Peter Merforth, Sicherheitskoordinator im Unilever-Werk Auerbach. Damit es so weit erst gar nicht kommt, setzt man dort die Job-Sicherheits-Analyse ein. Sie beschreibt detailliert für jeden einzelnen Arbeitsablauf an allen Arbeitsplätzen, wie man sich sicher verhält. Eine ideale Unterweisungsunterlage. Die BGN zeichnete das Konzept mit dem Präventionspreis 2006 aus.

Man kann arbeiten, ohne dass etwas passiert. Davon ist man in der Abteilung Sicherheit der Unilever Deutschland GmbH im sächsischen Auerbach überzeugt. Voraussetzung: Jeder Mitarbeiter weiß genau Bescheid über die Gefährdungen an seinem Arbeitsplatz und wie er sich bei jeder einzelnen Tätigkeit sicher verhält. Und: Er wendet dieses Wissen an. Die Arbeitswirklichkeit sieht zunächst oft anders aus, weiß SHE-Managerin* Carola Hinz (Bild Mitte): »Wenn 10 Personen dieselbe Tätigkeit ausüben, machen sie es 10-mal anders. Jeder denkt, es gut und richtig zu machen. Es gibt aber nur einen optimalen Handlungsablauf. Den wollten wir herausfinden, beschreiben und kommunizieren.«

* SHE steht für Safety, Health and Environment (Sicherheit, Gesundheit und Umwelt).

Bild: Carola Hinz und Peter Merforth

Minutiöse Detailarbeit
Dazu brauchte man ein geeignetes Instrument. Sicherheitskoordinator Peter Merforth (Bild Mitte) erzählt: »Die Gefährdungsbeurteilung war uns nicht ausführlich genug. Deshalb haben wir die Job-Sicherheits-Analyse eingeführt. Sie ist eine prozessorientierte Gefährdungsbeurteilung, bei der wir die einzelnen Arbeitsprozesse in Kleinstschritte unterteilen. Wir betrachten jede einzelne Handlung, untersuchen sie auf Gefährdungen hin, legen dann die notwendigen Schutzmaßnahmen fest und beschreiben sie in Formularen.« Ein umfangreiches und aufwändiges Projekt, das auf viele Schultern verteilt wurde.

Für jeden Arbeitsbereich wurde ein Team gebildet, das dann für diesen Bereich die Job-Sicherheits-Analyse durchführte. Zum Team gehörten jeweils ein Vertreter der Abteilung Sicherheit, Sicherheitsbeauftragte, vorzugsweise aus dem zu bearbeitenden Arbeitsbereich, und dort tätige verantwortliche Mitarbeiter. Carola Hinz: »Es ist wichtig, Mitarbeiter, die die einzelnen Arbeitsabläufe genau kennen, maßgeblich an der Beschreibung der sicheren Arbeitsweise zu beteiligen. Sie achten auch darauf, dass eine sichere Arbeitsweise nicht mit unnötigen Anstrengungen oder Behinderungen verbunden ist. Das nämlich wäre eine schlechte Lösung.« Ein weiterer Vorteil der Mitarbeiterbeteiligung: Sie selbst haben die Regeln der sicheren Arbeitsweise aufgestellt. Das erhöht die Akzeptanz enorm.

Bild: Mitarbeiterinnen des Unilever-Werk Auerbach

Gelebte Gefährdungsbeurteilung
Sache der Mitarbeiter ist es auch, die sicheren Arbeitsweisen untereinander zu kommunizieren. Merforth: »Die Mitarbeiter unterweisen sich gegenseitig. Die Abteilung Sicherheit ist nur insofern eingebunden, als sie den unterschriebenen Unterweisungsnachweis erhält.« Grundlage jeder Unterweisung ist das für den Arbeitsbereich erstellte Job-Sicherheits-Dokument in Formularform, das dort vor Ort ausliegt. Kommt ein neuer Mitarbeiter, unterweist ihn ein unmittelbarer Kollege anhand dieses Dokumentes.

Einmal im Jahr schulen sich Mitarbeiter ähnlicher oder gleicher Arbeitsbereiche gegenseitig. Peter Merforth erzählt: »Zum Beispiel erklären die Mitarbeiter von Linie 1 den Mitarbeitern von Linie 2 anhand des Job-Sicherheits-Dokumentes noch einmal alle Schritte der sicheren Arbeitsweise.« Auf diese Weise werden Inhalte aufgefrischt, eventueller Betriebsblindheit wird entgegengewirkt und auch das Schulen selbst wird geübt. Und ganz nebenbei werden Mitarbeiter-Kompetenz und -Verantwortung gestärkt und die Gefährdungsbeurteilung mit Leben gefüllt.

Carola Hinz ist zufrieden: »Mit der Job-Sicherheits-Analyse fühlen wir uns sicherer, weil sie unsere Arbeitsprozesse engmaschig abbildet und beschreibt. Sie ist ein wichtiger Baustein unserer betrieblichen Sicherheitsarbeit geworden.« »835 Tage ohne Unfall mit Arbeitszeitausfall« informiert die Tafel am Eingang des Auerbacher Unilever-Werkes. Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Job-Sicherheits-Analyse zeigt nachhaltig Wirkung.

Für die erfolgreiche Umsetzung der Job-Sicherheits-Analyse erhielt das Werk Auerbach der Unilever Deutschland GmbH den BGN-Präventionspreis 2006 in der Kategorie »Programme, Konzepte und Systeme für Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung«.

Das Preisgeld wird für verschiedene Sicherheits- und Gesundheitsschutzprojekte verwendet.

Logo: BGN Präventionspreis

 

Autor: Braun