Spannungsfeld Händehygiene und Hautbelastung

Lückenloser Hautschutz ist unabdinglich

Titelbild: Händewaschen

In Nahrungsmittelbetrieben hat Hygiene oberste Priorität. Die Beschäftigten müssen die Hände oft waschen und desinfizieren oder sie tragen flüssigkeitsdichte Handschuhe. All das jedoch belastet die Haut der Hände und kann auf Dauer Hautprobleme und Hauterkrankungen verursachen. So entsteht ein Spannungsfeld von effektiver Händehygiene und Hautbelastung, das sich aber mit konsequenten Hautschutzmaßnahmen beherrschen lässt.

von Dr. Anna Maria Schweiger

Grundvoraussetzung für alle Hygienemaßnahmen ist eine gesunde Haut. Ihr ärgster Widersacher ist Feuchtigkeit. Feuchtigkeit ist mit Abstand die häufigste Hautgefährdung, weshalb der Gesetzgeber Feuchtarbeit als „Gefahrstoff“ eingestuft hat.

Jeder kennt Waschfrauenhände, die entstehen, wenn die Hände zu lange im Wasser waren. Bleibt die Haut anschließend länger trocken, erholt sie sich rasch wieder. Diese Erholungszeit fehlt aber, wenn die Hände gleich wieder nass werden. Als Faustregel gilt: Auch eine gesunde Haut ist überfordert, wenn man sie mehr als viermal in der Stunde wäscht.

Brennen beim Desinfizieren – Anzeichen für geschädigte Haut

Gesunde Haut hat einen geschlossenen Zellverband mit einem pH-Wert von 5,5. Der leicht saure pH-Wert verhindert, dass unerwünschte Bakterien wachsen. Bei Feuchtarbeit aber wird der Zellverband beschädigt und aufgerissen. Der oberflächliche Wasser-Fett-Film wird abgewaschen und die fetthaltige Kittsubstanz zwischen den Zellen löst sich auf. Die Folge: Die Haut spannt, ist trocken und schrumpelig. Allergene, Schadstoffe und Keime können in die Haut eindringen. Müssen die Hände jetzt noch desinfiziert werden, brennt die Haut oft. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie nicht mehr gesund ist.

Hauterkrankungen sind gerade in hygienisch sensiblen Bereichen ein Problem. Hygienevorgaben, insbesondere Hygieneschleusen, die die Beschäftigten in ein Hygieneregime zwingen, stellen oft eine Scheinsicherheit dar. Denn eine geschädigte Haut brennt beim Desinfizieren und lässt sich nicht ausreichend waschen.

Die vier Säulen des Hautschutzes

So weit muss es nicht kommen, wenn man im Betrieb Hautproblemen mit professionellem und konsequentem Hautschutz vorbeugt. Betrieblicher Hautschutz basiert auf vier Säulen, die zusammen angewendet eine stabile Hautgesundheit ermöglichen.

Handtrockner

Weniger Hauterkrankungen durch mehr Desinfizieren und weniger Waschen

In der Gesundheitsbranche konnten Hauterkrankungen deutlich reduziert werden, indem die Hände verstärkt desinfiziert und weniger gewaschen werden. Innerhalb von vier Jahren redu zierte sich der Anteil des Händewaschens von zuvor 90 auf 15 %. Gleichzeitig stieg der Anteil des Desinfizierens von 10 auf 85 %. Überraschender Nebeneffekt: Die Compliance (= konsequente Einhaltung) der Händehygiene stieg von 38 auf 63 %.

Autor: Dr. Anna Maria Schweiger